Sachbuch Völker Germaniens unter der Lupe

Viel Geheimnis um die Germanen bietet die augenblickliche Titelflut. © Theiss Verlag

Varusschlacht, Schlacht im Teutoburger Wald – es gibt einige Namen für das Ereignis im Jahre 9 nach Christus. Dessen Jahrestag steht bevor, entsprechend groß ist die Bücherflut zum Thema. „Die Germanen“ stellen wir hier vor.

Künzls zweiter Aufschlag

Germanen und kein Ende … Der Schatten des Jahres, in dem sich die Entscheidungsschlacht der Germanen gegen die Römer im Teutoburger Wald bei Kalkriese zum 2000. Male jährt, ist offenbar länger als ich vermutet hatte. Dafür spricht jedenfalls ein leuchtend orangefarbener Aufkleber auf der Schutzfolie des Buches „Die Germanen – Geheimnisvolle Völker aus dem Norden“ von Ernst Künzl, auf dem der Schriftzug „2000 Jahre Varusschlacht“ prangt: Klare Ansage für den ordernden Buchhandel, wo dieses Werk thematisch einzuordnen ist.

Mich beschleicht Skepsis, ob das Thema „Germanen“ hier wirklich noch einmal gründlich ausgequetscht werden soll, nachdem Ernst Künzl doch für denselben Verlag 2006 einen Germanen-Titel im Rahmen der „WissenKompakt“-Serie vorgelegt hatte und auch andere Verlage sich mit zahlreichen Neuerscheinungen in diesem Jahr bereits auf das Varus-Thema gestürzt haben. Also, brauchen wir in diesem Kontext wirklich noch ein weiteres Buch über die Germanen?

Bildband mit angenehmen Seiten

Der Theiss-Verlag meint „Ja “und offeriert sein neues Germanenbuch als Bildband. Fast tut er dem Autor damit Unrecht, denn dieses Buch liest sich angenehmer und zugänglicher, ja sehr viel humorvoller als das „WissenKompakt“-Werk des Autors zum selben Thema. Der ausbleibende Druck, eine große Menge an Informationen abhandeln zu müssen, hat dem Stil von Ernst Künzl sichtlich gut getan, und man gewinnt den Eindruck, er sei mit dem Thema „Germanen“ jetzt erst richtig warm geworden. Das durch die zahlreichen Bilder wesentlich angenehmere und lockere Layout tut sein Übriges.

Inhaltlich bietet „Die Germanen – Geheimnisvolle Völker aus dem Norden“ nichts wirklich Neues, aber darum geht es ja auch nicht. Die Varusschlacht wird in dem Kapitel „Roms Nordfront“ im Kern auf fünf Seiten behandelt. Stimmungsvolle Landschafts- und gelegentlich Architekturaufnahmen sind zwischen den Fundabbildungen eingestreut – alles in der hohen Qualität, die man vom Theiss-Verlag gewohnt ist. Immerhin behandelt Künzl auch Themen wie Medizin, Kunst, Runenschrift und gewährt interessante Einblicke in die Geschichte der Spätantike und der Völkerwanderung.

Wem es zum einen nichts ausmacht, dass sich auffällig viele Schreibfehler in diesem Buch tummeln, und zum anderen noch ein optisch äußerst ansprechend Grundlagenwerk über die Germanen braucht, ist mit diesem Bildband sicherlich nicht schlecht bedient.

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