Runen Das phönizische Erbe?
Von Marcel Schwarzenberger
publiziert am in Chronik
So viel ist klar: Die Runen sind das älteste Schriftsystem der Germanen. Über den Ursprung der Schriftzeichen sind sich die Sprachforscher uneins.
Professor Theo Vennemann vom Institut für Deutsche Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München vermutet die Wurzeln im phönizischen Alphabet. Und zwar unmittelbar und ohne Umwege über andere Schriftsysteme, schrieb der Wissenschaftler im November in der Fachzeitschrift „Sprachwissenschaft“.
Vennemann zufolge gebe es sprachliche und kulturelle Fakten, die für direkte Kontakte zwischen Germanen und Phöniziern sprächen. Laut Vennemanns Theorie ist die Runenschrift mit der westlichsten Variante des Phönizischen verwandt – wie es im karthagischen Reich in Nordafrika gesprochen und geschrieben wurde. Ein Beispiel: Im Karthagischen hatte der erste Buchstabe die Gestalt eines F. Im Germanischen hat dieser Buchstabe nicht nur die Gestalt, sondern auch den Lautwert eines F, da der Name des Buchstabens Aleph im Phönizischen wie in allen semitischen Sprachen „Rind“ bedeutet, was die Germanen mit „Fehu“ (Vieh) wiedergaben. Und auch das Runenalphabet beginnt zudem mit dem F.
Vennemann vermutet, dass die Germanen das Schreiben direkt von den karthagischen Seefahrern gelernt haben. Vom Etruskischen oder Lateinischen – deren Schriftsysteme von anderen Wissenschaftlern als Ursprung der Runen in Betracht gezogen werden – unterscheidet das phönizische Alphabet vor allem der Gebrauch der Konsonanten. Dieser Unterschied sei auch im Runenalphabet nachweisbar, meint Vennemann. Die ältesten Runenfunde entstammen zudem dem europäischen Norden, rund um Nord- und Ostsee, und nicht aus Regionen in Nachbarschaft zum römischen Imperium.
1 Kommentare
Eine erwägenswerte These. Mediterrane Kauffahrer brachten ihr Wissen via Rhone und Rhein zu den Nordsee-Anwohnern (vgl. Funde im versunkenen Runghold), lehrten ihr Wissen über den Winter, bevor sie im Frühjahr südwärts rückkehrten. Für die Germanen war das eine Erweiterung ihres Weltbildes, die sie in die Lage versetzte, ihre Vorstellungen in Schrift und Zahl umzusetzen.