Geyers Zechlieder, Krummhörner und moderne Riffs

"Historock" nennen die vier "Geyers"-Musiker ihre Mischung aus mittelalterlich anmutenden Melodien und modernem Sound. Ein Sound, der stets von kräftigen Gitarrenriffs durchgeschüttelt wird. Thomas Roth, Albert Dannemann, Georg Hesse und Jost Pogrzeba wildern nach Lust und Laune im Revier der Spielleute aus der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts. Aktuell liegt das Album "Lästerzungen" aus dem eigenen Label vor.

Ungewohnte Melodien

Der erprobte Hörer aus dem U-Bereich der Mittelaltermusik ist ja einiges gewohnt. Doch unerfahrene “Geyers”-Ersthörer dürfen sich auf einiges gefasst machen: Hier treffen Sackpfeifen und Krummhörner auf Bässe, wie sie auch einem Trucker-Publikum gefallen könnten.
Nehmen wir Stück Nummer drei (Karmeliter): Satt, melodisch und sich geradewegs ins Ohr bohrend kommt das Lied daher. Hier will man zuhören, mitwippen und sich entspannt bei Bier oder Met zurücklehnen. Schade nur, dass der (an sich sehr schöne) frivole Text nicht so ganz zu der bedächtigen Melodie passen will.

Eigenwilliger Stilmix

Es ist eben Gewohnheitssache: Der schwungsvoll-brave Rock und die erstklassig gespielten Folkversätze rufen bestimmte Hörgewohnheiten hervor. Doch wer sich einmal auf den traditionellen Folk eingelassen hat, wird zuweilen mit E-Gitarren-Solos wieder herausgerissen. Dazu kommen die historischen Instrumente, die wiederum ihr ganz eigenes Klangbild haben.
Es ist ein eigenwilliger Stil, den “Geyers” pflegen. Doch immerhin: Riesig sind die Klüfte nie. Die Band schafft es immer wieder, den Hörer zurück in harmonische Gefilde zu lotsen. Allerdings sollte die Gruppe ruhig hin und wieder den Mut aufbringen, komplett mit Gewohnheiten zu brechen. Das Zeug zum wirklich harten Rock hat sie. Die Qualität der Texte leidet auch darunter nicht.
Sehr schön: Egal, ob Oswald von Wolkenstein oder der “Vorzeige” – Vagant Francois Villon aus der französischen Renaissance – (fast) immer bieten “Geyers” die Texte in hochdeutscher Sprache dar. Was sich vor allem bei den letzten Stücken des Albums – zünftige Trinklieder – gut fürs Mitsingen macht.
Fazit: Der Stilmix ist eigenwillig, gewöhnungsbedürftig und gerade deshalb mal eine originelle Art, sich den überlieferten Stücken zu nähern. Ein bisschen verspielter und weniger gebügelt dürfen die Studioarrangements gern sein. Live sind die Jungs mit Sicherheit eine Wucht. Nicht umsonst gehen sie seit Jahren mit Ritchie Blackmores Projekt “Blackmores Night” auf Livetournee.

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