Die Kastellanin Roman mit pompösem Ende

Die Autorin Iny Lorentz („Die Wanderhure“) hat nachgelegt. Mit dem Roman „Die Kastellanin“ hat sie im Knaur Verlag nun den Faden wieder aufgenommen und nimmt den Leser mit ins 15. Jahrhundert.

Die Geschichte

Zehn Jahre nach dem Konstanzer Konzil und der Verbrennung von Johannes Hus beginnt der Roman. Marie lebt in einer glücklichen aber kinderlosen Ehe, mit ihrem zum gräflichen Vogt aufgestiegenen Mann, in einer Burg in Rheinsobern am Schwarzwald. Michel steht in der Gunst des Pfalzgrafen Ludwig und des luxemburgischen Kaisers Sigismund. Diese Stellung und Bevorzugung bringt viele Neider mit sich.

Als der Kaiser Truppen aushebt, um die böhmischen Aufstände niederzuschlagen, wird auch Michel aufgefordert, Truppen auszurüsten und in den Krieg zu führen. Seine Stellung als Anführer dieser Truppen schürt den Hass seiner Neider noch mehr, da diese ihm als „Emporkömmling“ nicht den gleichen Rang zugestehen wollen und ihn erst recht nicht als Anführer akzeptieren wollen. Als Michel dann noch in einer fast aussichtslosen Schlacht einen glücklichen Ausgang herbeiführt, dem Kaiser das Leben rettet und daraufhin zum freien Reichsritter geschlagen wird, kommt es zum Eklat. Seine Gegner verweigern ihm jede Hilfe, als er nach einer weiteren Schlacht schwer verletzt wird. Sie überlassen ihn dem sicheren Tod.

Marie wird als reiche Witwe wieder zum Spielball der privilegierten Schicht. Sie soll gegen ihren Willen verheiratet werden. Träume und ihre Intuition lassen Marie am Tod von Michel zweifeln und Nachforschungen anstellen. Unklare Aussagen über die Todesumstände und die Tatsache, dass sie nun doch ein Kind von Michel erwartet, bringen die starrköpfige Marie Adler dazu, sich als Marketenderin verkleidet auf die gefährliche Suche nach ihrem Mann zu begeben und so auch einer arrangierten Heirat zu entkommen. Dabei schließt sie sich dem Heerzug des Kaisers an. Sie nutzt die Gelegenheit, möglichst viel über das Kriegsgeschehen zu erfahren, um so auch mehr über Michels angeblichen Tod und die beteiligte Personen zu erfahren. Hier lernt sie Freund und Feind innerhalb der kaiserlichen Getreuen und auch außerhalb kennen, als sie in Gefangenschaft gerät.

Bewegende Schicksale und übersteigerte Zufälle

Iny Lorentz‘ fünfter historischer Roman ist die Fortsetzung des Bestsellers „Die Wanderhure“. Flüssig und ohne Umschweife wird der Leser in die neue Ausgangslage der Hauptfiguren eingeführt. Auch das historische Geschehen knüpft kurzerhand an den vorigen Roman an. Es wird aber alles ausreichend genau berichtet, so dass der Roman auch ohne Kenntnis des ersten Teils gelesen werden kann.

Beide Hauptfiguren sind wieder aktiv am historischen Geschehen beteiligt, so dass sich auch der Roman in zwei Handlungsstränge, weil zwei Parteien, teilt. Diesen ist leicht zu folgen. Auch werden die Beweggründe der verschiedenen Parteien im Hussitenkrieg und dessen grober Verlauf dadurch sehr deutlich. Wichtige historische Persönlichkeiten treten direkt mit den Hauptfiguren in Aktion, so dass der Leser ein lebendiges Bild von ihnen erhält. Die untergeordnete Rolle der Frau wird dieses Mal auch aus der privilegierten Sicht erläutert und auch wieder der starke Einfluss der Kirche, besonders im Krieg immer wieder betont.

Die Hussitenkriege von 1419 bis 1439 unter Kaiser Sigismund, bestimmen den kompletten Verlauf der Geschichte von Marie und Michel. Dabei lassen übertrieben viele glückliche Zufälle die Geschichte der Hauptfiguren immer unwahrscheinlicher wirken. Leider benutzt Iny Lorentz dazu auch noch ähnliche dramatische Höhepunkte wie im ersten Roman und ein doch sehr übertrieben pompöses, aber auch spannendes Happy End lässt den Unterhaltungswert noch einmal ansteigen, aber gibt dem Roman einen sehr märchenhaften und unrealistischen Anstrich.

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