Ausstellungskatalog Krieg und Frieden am antiken Rhein

Die gesamte Palette kulturellen Mit- und Gegeneinanders erlebte das antike Rheinland mit seinem Gemisch aus Germanen, Kelten und römischen Besatzern. Der Katalog zur Bonner Ausstellung offenbart so einiges.

Gewichtiges Katalogwerk

Hier wird geklotzt und nicht gekleckert: Mit knapp zwei Kilogramm Gewicht bringt der Begleitband zur Ausstellung „Krieg und Frieden“ im Rheinischen LandesMuseum Bonn (noch bis 6. Januar 2008 geöffnet) nicht nur einiges auf die Waage, auch inhaltlich ist der Band ein Schwergewicht. Auf knapp 360 Seiten sind hier der Forschungsstand beziehungsweise -ergebnisse aus rund zehn Jahren archäologischer Aktivität mit dem Schwerpunkt Niederrheingebiet zusammengetragen.

Schon Format und Gewicht lassen erahnen, dass hier kein konventioneller, handlicher Begleitkatalog zur Ausstellung entstanden ist. Leichte Lektüre wird nicht serviert. Hier geht es darum, Fachkollegen neue Erkenntnisse aus Archäologie und Geschichte zu präsentieren, was sich natürlich auch am Stil der Autoren manifestiert. Vorangestellt – wenn man knapp die Hälfte des Werks noch als „vorangestellt“ bezeichnen kann – sind fünfzehn Aufsätze, die den Prozess der Romanisierung im Forschungsgebiet beschreiben und dabei vor allem deren Einfluss auf die im Rhein- und Moselgebiet heimische keltische Bevölkerung behandeln. Diese Beiträge liefern den Rahmen für die Einordnung der folgenden Texte.

Tiefgründiger Wissensschatz

Die zweite Hälfte des Bandes ist unter der Überschrift „Fundstellen“ in die Abschnitte „Kelten“, „Römer“ und „Germanen“ untergliedert und lässt leider eine genaue Auflistung der Aufsätze im Inhaltsverzeichnis vermissen. Dies ist einerseits verzeihlich angesichts der Tatsache, dass viele dieser Aufsätze nur drei bis vier Seiten umfassen, denn das Inhaltsverzeichnis wäre sonst sehr umfangreich ausgefallen. Andererseits wünscht man sich doch manchmal eine Orientierungshilfe, denn der Katalog lässt sich kaum „in einem Rutsch“ durchlesen und wurde hierfür auch nicht konzipiert. Trotz des Bemühens um eine thematische Bündelung wechseln die Themen zu oft; zu schnell muss man sich innerhalb weniger Seiten auf einen völlig neuen Kontext einstellen.

Wer „Krieg und Frieden“ jedoch unter der Prämisse liest, sein Wissen zu bestimmten Spezialgebieten vertiefen zu wollen und Freude daran hat, dieses Buch immer wieder zur Hand zu nehmen, kommt voll auf seine Kosten. Aussagekräftige, überwiegend großformatige Fotos in hervorragender Druck- und Farbqualität sowie ein ansprechendes, luftiges Layout machen den Katalog zu einem echten Lesevergnügen.

Das reichhaltige Themenspektrum umfasst unter anderem Militärgeschichte, Siedlungsgeschichte/Architektur, Landwirtschaft, Archäobotanik, Religion und Numismatik. Diverse Aufsätze beziehen sich auch auf bestimmte Fundorte wie beispielsweise Wederath, Waldgirmes, Hambach-Niederzier oder Hedemünden. Nett und aufmerksam ist auch die Idee, Fotografien der ausgestellten Funde durch eine kleine rote Silhouette des auf dem Titel abgebildeten „pugio“ (römischer Dolch, Anm.d.Red.) zu kennzeichnen.

Dass man mit diesem Ausstellungsband viel gutes Buch für sein Geld bekommt, scheint sich schon herumgesprochen zu haben: Auf der Website des Verlags ist der Titel bereits als vergriffen angegeben, während er über das Internet anderweitig noch zu beziehen sein soll. Die günstigere Katalogausgabe, die inhaltlich mit der gebundenen Ausgabe übereinstimmt, ist noch erhältlich und kann beim Besuch der Ausstellung oder per Post (zzgl. Versandkosten) direkt über das Rheinische LandesMuseum Bonn bezogen werden.

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2 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Tipp!
    Die Ausstellung ist doch glatt an mir vorbeigegangen…

    09. Dezember 2007, 12:12 Uhr • Melden?
    von Jan
    1
  2. Immer gern geschehen, auch dafür sind wir ja da :-))

    09. Dezember 2007, 16:12 Uhr • Melden?

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