Spurensuche Kreuzfahrer in Mitteldeutschland
Von Marcel Schwarzenberger
publiziert am in Medien
Ausgelassen zeigte sich der Leiter des Landesmuseums Halle: „Das ist eine einzigartige Aufarbeitung der Geschichte von Kreuzfahrern“, sagte Harald Meller am Mittwoch. In der Hand schwenkte er eine druckfrische Ausgabe des Buches „Jenseits von Jerusalem – Spuren der Kreuzfahrer zwischen Harz und Elbe“. Die Studie ist im Zusammenspiel mit der just eröffneten Ausstellung „Saladin und die Kreuzfahrer“ in Halle entstanden und bereitet einen thematischen Scherpunkt gesondert auf. „Erstmals“, meinte Meller, „wurden Kreuzfahrerbiographien zusammen mit architektonischen Hinterlassenschaften erforscht.“ Der Fokus liegt auf Spuren im mitteldeutschen Raum.
Von Rittern und Geistlichen
Eine Art Reiseführer ist das Ergebnis der Forschungen. Als klar war, dass Halle die erste Station der dreiteiligen Ausstellung zu den Kreuzzügen sein würde (Bericht hier im Dossier), schob Meller ein lang gehegtes Projekt an. Im Dreieck zwischen Magdeburg, Meißen und Mühlhausen finden sich hunderte Spuren von Kreuzfahrern, die sich von hier aus auf den Weg ins Heilige Land machten. Nicht alle blieben auch dort, sondern es kamen Geschichten, Erfahrungen im Burgbau, Schätze und andere „Andenken“ aus dem Orient nach Mitteldeutschland.
Über Jahrhunderte hinweg fand die Kreuzzugsbewegung einen vielschichtigen Widerhall in der Region. So hinterließ die Begeisterung für den ersten Kreuzzug unter anderem ein so genanntes Heiliges Grab in der Kirche zu Gernrode. In Erinnerung an das einzig wahre Grab in Jerusalem entstanden in Europa Nachbauten, die dem religiösen Empfinden entsprachen. Gernrode weist das vermutlich älteste Heilige Grab nördlich der Alpen auf. Auch der Halberstädter Domschatz ist ein Erbe der Kreuzzüge und auch die sagenumwobene Geschichte um den Grafen von Gleichen (Thüringen), der angeblich eine Prinzessin vom Sultanshof nach Hause brachte.
Präzise Hintergrundinformationen
Chronologisch geordnet präsentieren die Autoren die Ergebnisse ihre rund fünf Monate dauernden Forschung. Einen Anspruch auf Vollständigkeit hat die Übersicht nach dieser recht kurzen Zeit nicht. Aber das Buch ist eine beeindruckende Zusammenstellung des hiesigen Kreuzfahrererbes.
Umfangreich stellt sich vor allem die bauhistorischen Untersuchung dar. Komtureien der Templer, Johanniter und Deutschordensritter, zeitgenössische Kirchen- und Wehrbauten – all das findet sich in gut geschriebenen Beiträgen wieder. Die Lebensgeschichten der historisch belegten Kreuzfahrer – von Markgraf Albrecht des Bären bis hin zur langen Reihe der Thüringer Landgrafen – werden den Baudenkmälern zugeordnet.
Einen zeitgeschichtlichen Rahmen bekommt die Darstellung durch ausführliche Zeittafeln und gute Karten. Angaben zu Regionalliteratur, touristische Tipps für die genannten Orte und das Taschenbuchformat machen den Band tatsächlich zu einen zweckmäßigen Nachschlagewerk.
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