Spurensuche Kreuzfahrer in Mitteldeutschland

Ausgelassen zeigte sich der Leiter des Landesmuseums Halle: „Das ist eine einzigartige Aufarbeitung der Geschichte von Kreuzfahrern“, sagte Harald Meller am Mittwoch. In der Hand schwenkte er eine druckfrische Ausgabe des Buches „Jenseits von Jerusalem – Spuren der Kreuzfahrer zwischen Harz und Elbe“. Die Studie ist im Zusammenspiel mit der just eröffneten Ausstellung „Saladin und die Kreuzfahrer“ in Halle entstanden und bereitet einen thematischen Scherpunkt gesondert auf. „Erstmals“, meinte Meller, „wurden Kreuzfahrerbiographien zusammen mit architektonischen Hinterlassenschaften erforscht.“ Der Fokus liegt auf Spuren im mitteldeutschen Raum.

Von Rittern und Geistlichen

Eine Art Reiseführer ist das Ergebnis der Forschungen. Als klar war, dass Halle die erste Station der dreiteiligen Ausstellung zu den Kreuzzügen sein würde (Bericht hier im Dossier), schob Meller ein lang gehegtes Projekt an. Im Dreieck zwischen Magdeburg, Meißen und Mühlhausen finden sich hunderte Spuren von Kreuzfahrern, die sich von hier aus auf den Weg ins Heilige Land machten. Nicht alle blieben auch dort, sondern es kamen Geschichten, Erfahrungen im Burgbau, Schätze und andere „Andenken“ aus dem Orient nach Mitteldeutschland.

Über Jahrhunderte hinweg fand die Kreuzzugsbewegung einen vielschichtigen Widerhall in der Region. So hinterließ die Begeisterung für den ersten Kreuzzug unter anderem ein so genanntes Heiliges Grab in der Kirche zu Gernrode. In Erinnerung an das einzig wahre Grab in Jerusalem entstanden in Europa Nachbauten, die dem religiösen Empfinden entsprachen. Gernrode weist das vermutlich älteste Heilige Grab nördlich der Alpen auf. Auch der Halberstädter Domschatz ist ein Erbe der Kreuzzüge und auch die sagenumwobene Geschichte um den Grafen von Gleichen (Thüringen), der angeblich eine Prinzessin vom Sultanshof nach Hause brachte.

Präzise Hintergrundinformationen

Chronologisch geordnet präsentieren die Autoren die Ergebnisse ihre rund fünf Monate dauernden Forschung. Einen Anspruch auf Vollständigkeit hat die Übersicht nach dieser recht kurzen Zeit nicht. Aber das Buch ist eine beeindruckende Zusammenstellung des hiesigen Kreuzfahrererbes.

Umfangreich stellt sich vor allem die bauhistorischen Untersuchung dar. Komtureien der Templer, Johanniter und Deutschordensritter, zeitgenössische Kirchen- und Wehrbauten – all das findet sich in gut geschriebenen Beiträgen wieder. Die Lebensgeschichten der historisch belegten Kreuzfahrer – von Markgraf Albrecht des Bären bis hin zur langen Reihe der Thüringer Landgrafen – werden den Baudenkmälern zugeordnet.

Einen zeitgeschichtlichen Rahmen bekommt die Darstellung durch ausführliche Zeittafeln und gute Karten. Angaben zu Regionalliteratur, touristische Tipps für die genannten Orte und das Taschenbuchformat machen den Band tatsächlich zu einen zweckmäßigen Nachschlagewerk.

Artikel aus der Rubrik „Medien“

  • Völker Germaniens unter der Lupe

    Varusschlacht, Schlacht im Teutoburger Wald – es gibt einige Namen für das Ereignis im Jahre 9 nach Christus. Dessen Jahrestag steht bevor, entsprechend groß ist die Bücherflut zum Thema. „Die Germanen“ stellen wir hier vor.

  • Der Zauber mittelalterlicher Musik

    Ein Special zu Vertonungen historischer Musik: Das Lochamer Liederbuch aus dem 15. Jahrhundert erwacht zu neuem Leben. Vox Resonat treten als „Spielleute Gottes“ auf. Und es gibt eine Musikreise ums Mittelmeer.

  • Reise durch sieben Jahrhunderte

    Der Legende nach siegten die „Langbärte“ über die Vandalen. Fakt ist: Die Langobarden spielten eine wichtige Rolle in der Völkerwanderung. Ein Ausstellungsband trennt Mythos von wissenschaftlichen Fakten.

  • Sigismund – Rex et Imperator

    Sigismunds Herrschaft strahlte mitten in einer der krisenreichsten Zeiten des Spätmittelalters großen Glanz aus. Der politisch gewiefte Luxemburger galt als Exzentriker. Das Buch „Sigismundus – Rex et Imperator“ schaut in die prächtigen…

Ihr Kommentar zum Artikel „Kreuzfahrer in Mitteldeutschland“


Sie sind angemeldet als

abmelden