Tolstafanz Klammer zwischen Orient und Okzident
Von Marcel Schwarzenberger
publiziert am in Medien
Ihre letzte Scheibe ist schon seit 2000 auf dem Markt. Und doch ist auf „Magrouna“ das zu hören, womit Tolstafanz noch heute Furore macht. Auf Märkten kommt ihr Live-Performance außerordentlich gut an. Die fünf Musiker aus vier Ländern bieten einen Musikmix aus abendländischen und orientalischen Traditionen. Seit diesem Jahr tritt Tolstafanz in einer neuen Besetzung auf, die die arabische Ecke noch ein wenig mehr verstärkt.
Neben den beiden Deutschen Ranulf, alias Bandleader Ralph Weyers, und der Berlinerin Anna, sorgen Attilla (Türkei), Abu Sherif (Ägypten) und Davoud (Persien) für einen rasanten Sound. Natürlich stehen auch bei Tolstafanz die Sackpfeifen im Vordergrund.
Doch Ranulf wartet gern mit einer historischen Korrektur auf. Die Schotten hätten das Instrument zwar perfektioniert. „Das Original ist aber die arabische Magrouna.“ Wobei auch der Titel der bislang erhältlichen CD der Truppe erklärt wäre.
Der Begriff „Tolstafanz“ selbst soll einer Geschichte entstammen, wonach damit ein mystisch-anachronistisches Wesen der frühen Mehrstimmigkeit beschrieben wurde. Was so kompliziert klingt, umreißt die Band dennoch hervorragend: Wenn Abu Sherif auf seine Tablas eindrischt, der Perser Davoud immer neue Percussion-Instrumente hervorzaubert und der Rest auf Sackpfeifen dröhnt – dann kommt immer eine harmonisch-mitreißende Musik heraus.
Es ist wie nach der Wanderung vagabundierender Barden durch die damals bekannte Welt: Aus allen bereisten Gebieten nahmen sie Tonsequenzen, Rhythmen und fremde Instrumente mit – gleichsam als musikalische Souvenirs, die zu Hause zu neuen Stücken verschmolzen wurden. So gesehen, wurde die Musik schon früh zu einem der ersten Boten für Völkerverständigung. In dieser Tradition stehen auch Tolstafanz. Auf ihre neue CD darf man gespannt sein.
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