Cultus Ferox Eine Horde von Barbaren

Wenn Cultus Ferox die Bühne betreten, könnte der Zuschauer meinen, die Barbaren hätten den Ort erobert. Doch anstatt mit blutigen Regeln die Knechtschaft zu deklamieren, entpuppt sich die sechsköpfige Bande als eine Spielmannstruppe, wie man sie sich für wilde Feste nur wünschen kann.

Mit Trommeln und Sackpfeifen geben sie ihrem Publikum was auf die Ohren, das martialische Outfit aus Eisen, Leder und wilden Frisuren ist etwas für die Augen. Der Sound reißt mit. Strahli der Animator gibt mit seinen Percussions einen treibenden Ton an. Überhaupt, die Namen: Darf man einer Truppe einen barbarischen Auftritt übel nehmen, wenn die Mitglieder Namen wie Briantanus der Einsiedler, Der Heilige St. Brandanarius, Steffano di Pannoptico (Panoptikum: Kuriosenkabinett), Donar von Avignon und Asmon heißen? Es klingt, als nehme sich Cultus Ferox zuweilen selbst nicht ernst. Doch ihre Musik spielt eine gewichtige Rolle in der Mittelalterszene. Bestimmt war der Rhythmus damals nicht so treibend, doch die mittelalterlichen Quellen sind eindeutig erkennbar. Und Cultus Ferox schöpfen mit Hingabe aus dem reichen Sagenschatz um Burgen, Ritter und Minnesang.

Das Arrangement ist sowieso jeder Gruppe überlassen – mangels Noten-Manuskripte. Und überhaupt: Hätte es im Mittelalter bereits E-Gitarren gegeben – Cultus Ferox wäre sicher eine gefeierte Heavy-Metal-Band geworden.

Von „Compactus Discus“ spricht die Band gern, wenn es um ihre neue CD geht. „Wiederkehr“ (Verlag John Silver, Bestellnummer: 02675) ist die aktuelle Scheibe der wilden Jungs. Vorausgeschickt sei dieses: Cultus Ferox dürfte ruhig etwas mehr singen. Bei der doch recht beschränkten Auswahl der Instrumente, und der einschlägigen Art ihres Arrangements, lässt sich kaum vermeiden, dass sich der Sound einiger Stücke ähnelt.

Die Stärke der Truppe liegt eindeutig in der Live-Performance. Hier stimmen Klag und Aussehen überein, dazu die passende Konzertstimmung – und schon fällt es leicht, über gewisse Eintönigkeiten hinwegzuhören. Das Ohr des konzentrierten Zuhörers vor der Hifi-Anlage verlangt jedoch Subtileres. Mehr von der Qualität des Stückes „Götterdämmerung“ zum Beispiel, mit dem Cultus Ferox das Sterben des uralten Vielgötterglaubens beklagen. Allerdings trieft der Text sehr von Heldentum und blutigen Taten („Blutgetränkt versank die Erde…“). Mit „Abgesang“ ist der Gruppe ein wunderschönes Hörstück gelungen Tipp: Das Lied unbedingt bis zum Ende laufen lassen!

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2 Kommentare

  1. Treffliche Beschreibung der Barden!

    Und es stimmt, wie wohl tatsächlich jedes mittelalterlich begeisterte Wesen beipflichten würde, dass Cultus hörend zusehen dürfen, eins der genussvollesten Spektakel ist! Und nicht nur für das Weibsvolk!
    Auf dem großen Silberling fehlt uns die Sinnesempfindung des Auges und können wir selten so stark die Knöpflein drehen, dass der Eindruck, den wir von der Bühne hatten, so nicht erreicht werden kann. Doch fand ich nach mehrmaligem Hören dann doch die Qualität, die diese Band eben hat.

    04. Dezember 2005, 22:12 Uhr • Melden?
    von Binah
    1
  2. [b]Das ist Musik die man nicht nur miterlebt , diese Muisik erweck einen förmlich zum Leben !
    Bei diesen Mitreißenden Klängen nicht anzufangen mit den Hüften mitzuschwingen ist eigendlich unmöglich!
    Viel Spaß beim Hören[/b]

    20. April 2006, 20:04 Uhr • Melden?
    von Dreamy
    2

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