Burg Herzberg Der authentische Markt kommt - noch nicht

Einmal mehr werfen die Ritterspiele auf der hessischen Burg Herzberg ihre Schatten voraus. Das Programm steht, auch eine Art Rollenspiel-Drehbuch ist entworfen. Streitigkeiten zwischen dem Mainzer Erzbischof und dem Landgrafen von Hessen bilden den historischen Rahmen für das Treffen der Darstellerszene am 9. und 10. Juli. Fast hätte es auch einen "Markt im Markt" gegeben - ein umfassendes, auf authentisch getrimmtes Warenangebot. Dieser "A-Markt" sollte sich deutlich vom restlichen Treiben abheben. Das Vorhaben kommt nun in abgespeckter Form.

Drei Gruppen haben einen Plan

Etliche Monate schon munkelte man in der Mittelalterszene über das Projekt. Die Ritterspiele sind seit jeher ein Treffpunkt für Akteure, die es mit der historischen Stimmigkeit ihrer Darstellung nicht immer gleich genau nehmen. Das gilt auch für die Handwerker und Händler, die bundesweit die Märkte bereisen und auch in Burg Herzberg ihre Zelte aufschlagen. Erstmals wollten sich drei Gruppierungen zusammentun, um mit einem eigenen kleinen Markt einen Gegenpol in Sachen Darstellungsqualität zu präsentieren.

Das ist die Troika: “Leben und Handwerk 1250” IG., AG Hochmittelalter und “De nobile sanguine”. Ihr Plan: Einen Markt als Reenactment gestalten. Ein extra abgestecktes Gelände sollte der Veranstalter, der Hessische Ritterbund, dafür freimachen. Diverse Handwerke wie Näherei, Pfeilherstellung, Metallguss und andere sollten vorgeführt und gleichzeitig die Produkte angeboten werden. All das in einem möglichst reinen Umfeld, das der Zeit zwischen 1250 und 1280 angepasst ist. Also ohne die sonst auf Märkten übliche Vermengung von Zeiten, Qualität der Darstellung und dem oft kritisierten Mix von Anspruch und Kommerz. Die Abgrenzung zum “Rest des Marktes” sollte bewusst gestaltet werden, sagte ein Angehöriger aus dem Umfeld der Gruppen.

Aufschub ins nächste Jahr?

Inzwischen hat offiziell die Terminkonkurrenz zwischen den zahlreichen und oft gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen zugeschlagen. Nicht alle vorgesehenen Teilnehmer können an diesem Wochenende zur Burg Herzberg kommen, sagte Roland Schulz von “Leben und Handwerk”. Einige Gewerke und Stände finden daher nicht statt. Aber es werde dennoch einiges geboten. “Und wir werden unser Programm, also die Darstellung des einfachen Lebens, durchziehen”, kündigte Schulz an, der selbst unter seinem Szene-Namen “Hroudland” mitmischt. Ein “Markt im Markt” werde es dieses Jahr noch nicht sein, doch die Gruppen hoffen auf das nächste Jahr.

Der Hessische Ritterbund äußerte sich bislang nicht zu diesem Plan, eine streng reglementierte Darstellung auf ihrer sonst so bunten Veranstaltung abzuliefern. Ob es Befürchtungen gibt, es könnten Reibereien zwischen mehr oder weniger authentisch Darstellern geben? Trotz mehrfacher Anfragen von Mittelalter-Spectaculum.de gaben die Organisatoren keinen Kommentar.

Artikel aus der Rubrik „Geschichtsszene“

  • Amphoren geben Geheimnis preis

    Die Pannen waren nicht erwünscht, aber durchaus erwartet: Wintricher Römerverein entsiegelt seine Repliken antiker Weinamphoren. Autor Marcel Bieger war bei der Verkostung dabei.

  • Schluss für Alamannenmuseum?

    Klamme Zeiten für Kultur: Immer mehr Kommunen müssen den Gürtel enger schnallen und sparen, wo es geht. Das Alamannenmuseum in Ellwangen (Baden-Württemberg) könnte bald ein Opfer dieser Entwicklung werden.

  • Interpreten der Vergangenheit

    Kulturelles Erbe – für Laien manchmal schwer verdauliche Kost aus Museumsvitrinen. Besser geht’s mit gutem Konzept. Am besten mit Erlebnischarakter. Die Living-History-Agentur Rete Amicorum macht so etwas.

  • Kurzurlaub unter Wikingern

    Man kann die Wikinger der „Schlechten Saat“ nicht lang allein lassen. Nicht, dass sie ihr Dorf in Niedersachsen nicht in Schuss halten würden. Im Gegenteil: Es passiert ständig etwas. chronico kehrt zur Siedlung zurück.

1 Kommentare

  1. Entgegen des Eindruckes, der sich beim Lesen des Artikels aufdrängt, stammt die Idee des (abgegrenzten) “A-Bereichs” vom Heribu selbst. Eine Zusammenarbeit von Darstellern mit gleichen Ansprüchen und Zielen ist weder neu, noch konspirativ, sondern bereits seit Jahren üblich und geschieht im o.g. Fall in Absprache [b]mit[/b] dem Heribu, nicht gegen dessen Intention.

    Von einem “Markt im Markt” kann keine Rede sein, es geht uns lediglich um eine fundierte Umsetzung unserer [b]Darstellung[/b], nicht um eine Protest-Gegenbewegung. Vielmehr erhoffen wir (und der Heribu!) uns, vielleicht dem Einen oder Anderen einen Denkanstoß geben zu können, daß sich “historisch belegbar” und “Spaß am Hobby” nicht zwingend ausschließen müssen, wie es ja so oft propagiert wird.

    Leider ist es uns aus beruflichen/terminlichen Gründen nicht möglich, einen Teil der geplanten Aktionen auf HZB durchzuführen. Die Idee eines historischen Marktes im eigentlichen Sinne, ist jedoch noch eine ganz andere Baustelle und hat wenig bis nichts mit den bekannten “Mittelalter-Märkten” gemeinsam. Vielleicht sollte man da einfach mal ein wenig an der Terminologie feilen…

    Die ausbleibende Antwort des Heribus könnte u.U. auch darin begründet sein, daß die Leute zur Zeit mehr mit der Orga ihrer Veranstaltung beschäftigt sind, als mit dem Beantworten von emails ;-)

    Ansonsten empfehle ich, bei solchen Artikeln etwas mehr Gewicht auf Tatsachen und weniger auf Spekulationen zu legen.

    Gruß,
    Steffi
    [b]AG Hochmittelalter.net[/b]

    06. Juli 2005, 10:07 Uhr • Melden?
    von Stephanie Winha
    1

Ihr Kommentar zum Artikel „Der authentische Markt kommt - noch nicht“


Sie sind angemeldet als

abmelden