Buddhismus in Tibet Atemlos auf dem Dach der Welt

FotoStory
Blick vom Dach des Jokhang-Tempels über den Barkhor-Platz zum Potala Palast. Hier und auf dem Barkhor (die Gassen rund um den Tempel) in der Altstadt findet das Leben der Tibeter statt, es wird gehandelt und gefeilscht, gebetet und geopfert. © Michael Schwarzenberger

21 Tage im Himalaja: Zeit für Pässe in irrwitziger Höhe, für Trekking mit Yaks und zu Fuß, für Tempel und Menschen, die die buddhistische Kultur leben. Und notgedrungen auch für die stets gegenwärtige chinesische Staatsmacht.

2 Wir genießen zunächst intensiv Lhasa, Tibets Herz und Seele. Trotz der immer stärker werdenden chinesischen Einflüsse (über 80 % der Bevölkerung sind zwischenzeitlich chinesische Siedler) haben es die Stadt und die Einheimischen bis heute geschafft, ihre Ursprünglichkeit, ihren Charme und ihre Spiritualität zu bewahren. Zum Foto: Der Blick schweift hinüber zum Potala-Palast. Während der zentraltibetischen Regierung von 1642 – 1959 war er offizielle Residenz und Regierungssitz der Dalai Lamas. Der riesige Palast liegt auf dem Berg „Mar-po-ri“ („Roter Berg“), der sich 130 Meter über Lhasa, Hauptstadt des nunmehr autonomen tibetischen Gebiets Chinas erhebt. Die goldenen Palastdächer und Dachdekorationen werden von der chinesischen Flagge dominiert. © Michael Schwarzenberger
3 Atemlos stehen wir vor dem Potala Palast (UNESCO-Welterbe). Die äußerst imposante burgähnliche Anlage ist der welthöchste sowie weltgrößte Festungspalast und zählt zu den großen Architekturwundern der Welt. Im Roten Palast befinden sich in den obersten Stockwerken die privaten Räume des Dalai Lama. Neben großen Zeremonien- und Meditationshallen sowie vielen kleineren Kapellen befinden sich in der Anlage die Grab-Chörten (Stupas) der bisherigen Reinkarnationen des Dalai Lama. © Michael Schwarzenberger
4 Der Potala beherbergt sagenhafte Schätze in einem Labyrinth aus unzähligen Gängen, Kammern, Nischen, steilen Treppen sowie Kapellen, Sälen und Privaträumen der bisherigen 14 Dalai Lamas. Wir bestaunen wunderschöne, faszinierende Reliquien, Rollbilder (Tangkhas), Mandalas, Wandbilder, Statuen und Grabstupas. © Michael Schwarzenberger
5 Tibets Nationalheiligtum ist der Jokhang-Tempel von Lhasa. Erbaut im 7. Jhd. beherbergt er u.a. die heiligste tibetische Statue (Jobo Shakkyamuni). Der Jokhang ist das höchste Ziel der Pilgerreise eines jeden tibetischen Buddhisten, ob alt oder jung, ob gesund oder gebrechlich. Sie sind mitunter tage- oder wochenlang zu Fuß oder Pferd, mit Karren, LKW oder Bussen unterwegs. Streng Religiöse benötigen für diese Pilgerreise mitunter bis zu drei Jahre, weil sie sich alle drei Wegschritte niederwerfen. © Michael Schwarzenberger
6 Hauptportale und viele weitere Eingangstüren der Klöster und Tempel ziert diese typische tibetische Dekoration (hier vergoldet über dem Tor zum Jokhang-Tempel) – das sogenannte „Rad der Lehre“, flankiert von zwei Gazellen. Die Gazellen symbolisieren den „Gazellenpark“ im nordindischen Sarnath, wo der historische Buddha erstmals von den Grundlagen seiner durch Erleuchtung erlangten Erkenntnis berichtet haben soll. © Michael Schwarzenberger
7 Die Fotos zeigen vergoldete Dachdekorationen auf dem Jokhang-Tempel, wie sie für alle tibetische Klöster und Tempelanlagen typisch sind. Die Standarte mit Dreizack und geflochtenem Yakschweif gilt als Siegeszeichen für die Lehre des Buddhismus über die Unwissenheit und steht auch für Erfolg und die Beseitigung von Hindernissen. © Michael Schwarzenberger
8 Auf dem Barkhor der Altstadt von Lhasa (Gassen rund um den Jokhang) reißt der Strom der Pilger nicht ab. Sie umrunden unablässig im Uhrzeigersinn mit ihren Gebetsmühlen und / oder Malas (Gebetsketten), oft in „Sonntags“-Kleidung sowie Kindern an der Hand oder auf dem Rücken die Tempelanlage. © Michael Schwarzenberger
9 Als Europäer ist man fasziniert von der tiefen Spiritualität, in der wir die Tibeter in den besuchten Tempeln, Klöstern, auf den Pilgerwegen oder während den Koras (spirituelle Umrundungen heiliger Orte) erleben. © Michael Schwarzenberger
10 Die unzähligen, immer brennenden Kerzen, der Duft von geopferter Yakbutter oder Weihrauch (Wacholder), der Klang von vor sich hingemurmelten Mantras sowie die Masse an Gläubigen, die unentwegt die verschiedensten Gebetsmühlen bzw. Handmalas drehen als auch die Rituale der Mönche sind unvergessliche Tibeterlebnisse. © Michael Schwarzenberger
11 Pilger beten vor dem Jokhang-Tempel. Manche werfen sich dabei unzählige Male vor den Mauern bzw. dem Tor nieder – nicht in andächtiger Langsamkeit, sondern oft mit Tempo und mitunter über Stunden. Um sich beim Ausstrecken auf dem Boden die Hände nicht aufzuscheuern, benutzt man Holz- oder Plastikstücke, auch Badelatschen als „Schlitten“ für die Hände. Sinn dieser meditativen Niederwerfungen ist es, sich auf physische Weise von jeglicher Form der Anhaftung materiellen Besitzes zu befreien. © Michael Schwarzenberger
12 In den Klöstern ist es gestattet, als Tourist den Mönchen bei der Verrichtung ihrer Rituale zuzuschauen, wobei man sich dezent und ruhig verhält. Zum Foto: Ein Lama segnet Pilger mit geweihtem Wasser und ein Mönch liest laut Texte (Gebete?), wobei er rhythmisch mit einem gebogenen Holzstab die Doppelfelltrommel schlägt. Oben rechts sind aus Tsampa (Mehl aus gerösteter Gerste) und Buttertee geformte Opferfiguren zu sehen. © Michael Schwarzenberger
13 Unterhalb des Potala hat sich Lhasa als boomende chinesische Stadt breitgemacht (inzwischen über 90 % des städtischen Territoriums). Der chinesische Einfluss bringt mit Brachialgewalt viel Modernes nach Tibet und drängt ungeniert die uralte tibetische Kultur zurück. Die Einheimischen werden gnadenlos unterdrückt. Überwachung (man beachte die „über“ dem Potala „schwebende“ Videokamera), Polizei- und Militärkontrolle sind allgegenwärtig. Hart und ungeniert wird gegen geringste Anzeichen von Opposition durchgegriffen. Bürokratiefanatismus durchzieht das gesamte tägliche Leben – das erleben wir auch als Touristen. © Michael Schwarzenberger
14 Felswände werden vielfach mit Buddha- und Bodhisattvabildern sowie Mantras (Gebete) versehen. Sie gelten sodann als heilige Orte. Das gilt ebenso für Manimauern. Das sind Aufschichtungen von Manisteinen (Gebetssteine). „OM Mani Padme Hum“ (sinngemäß „Oh du Juwel aus der Lotosblüte“) ist wohl das bekannteste und am häufigsten verwandte Mantra in Tibet. Es ist das Mantra des Avalokiteshvara, des Bodhisattvas des Mitgefühls. © Michael Schwarzenberger
15 Vor dem Tempel auf dem „Tausend Buddha Berg“ in Lhasa beten inbrünstig Pilger, opfern Yakbutter in ewig brennenden Butterlampen, bzw. Wacholderzweige in Opferöfen oder legen vor den Statuen im Tempel kleine Geldscheine bzw. Schriftstücke mit Gebeten oder Nachrichten an Verstorbene ab, die mitunter von Mönchen auftragsgemäß niedergeschrieben werden. © Michael Schwarzenberger
16 Chörten (Stupas) des Klosters Kumbum Jama Ling im Nordosten Tibets, nahe Xining. Die heilige Stätte zählt zu den sechs großen Gelupga-Klöstern Tibets und wurde im Jahr 1560 am Geburtsort Tsongkhapas, eines bedeutenden Reformators des tibetischen Buddhismus, gegründet. Chörten verkörpern Buddha und das Dharma. Dharma beinhaltet im Buddhismus Gesetz, Recht, Sitte, ethische und religiöse Verpflichtungen. Chörten werden rituell im Uhrzeigersinn umkreist. © Michael Schwarzenberger
17 Regelmäßig sind rund um heilige Orte (hier eine Tempelaußenwand im Kumbum Jama Ling Kloster) Gebetsmühlen aufgereiht. Sie beinhalten Papierrollen mit Gebeten (Mantras), teilweise sind sie auch außen mit Gebeten verziert. Das Drehen der Gebetsmühle ersetzt das gesprochene Gebet. Es soll nach buddhistischer Überzeugung als Verbindung von körperlicher Aktivität mit geistig-spirituellem Inhalt ein gutes Karma anhäufen. © Michael Schwarzenberger
18 Das Leben als buddhistischer Mönch ist recht flexibel. Man kann bereits als Kind Novize werden und sich dort ein paar Jahre von einem Lama erziehen und ausbilden lassen. Manche Novizen verlassen das Kloster bereits vor der Weihe wieder. Auch Mönche können im Gegensatz zu christlichen Mönchen jederzeit wieder in ihr Privatleben zurückkehren. Insbesondere Tibeter ziehen sich nicht selten im Alter ins Kloster zurück, um sich nach einem erfüllten zivilen Leben intensiv der Meditation hinzugeben und so die höchstmögliche Stufe ihrer Erkenntnis (Erleuchtung im buddhistischen Sinne) zu erlangen. © Michael Schwarzenberger
19 Bodhisattva („Erleuchtungswesen“ – hier ein weiblicher) werden als nach höchster Erkenntnis strebende Wesen angesehen, die auf dem Wege der „Tugendvollkommenheit“ die sogenannte „Buddhaschaft“ anstreben bzw. in sich selbst realisieren, um sie zum Heil aller Wesen einzusetzen. Sie werden deshalb von den Buddhisten um Beistand angerufen. So wird beispielsweise die „Grüne Tara“ in Tibet verehrt wie kaum ein anderer Bodhisattva oder Buddha © Michael Schwarzenberger
20 Auf einem Opferplatz oberhalb des Klosters Drepung nahe Lhasa werden kunstvolle, symbolische Figuren aus Tsampa rituell als Opfer ausgelegt. Sie dienen der Fütterung von Vögeln und sollen so den lokalen Göttern als „Himmelsspeise“ angeboten werden. © Michael Schwarzenberger
21 Die Klöster beherbergen in ihren Bibliotheken jahrhundertealte Schriften (hier im Sera Kloster nahe Lhasa). Diese beinhalten neben der buddhistischen Lehre verschiedenster Richtungen auch weltliche Texte, etwa der Medizin und Astrologie. Bei den „Büchern“ handelt es sich i.d.R. um sorgfältig gestapelte und geschnürte Blattbündel, beschrieben mit traditioneller tibetischer Schrift. Nach der chinesischen Invasion und während der Kulturrevolution waren unzählige Schriften vernichtet worden. Die heute vorhandenen wurden in dieser Zeit zumeist durch Mönche und Einheimische in Höhlen u.ä. versteckt. © Michael Schwarzenberger
22 Auch im Disputationshof des Sera Klosters werden öffentliche Debatten der Mönche zu philosophischen und religiösen Sachverhalten ausgetragen. Das dafür typische impulsive Händeklatschen ist recht lustig anzuschauen, ähnelt es doch eher einem Kungfu-Ritual. Diese Debatten gehören zum streng geregelten Mönchsalltag und sind Bestandteil einer späteren Prüfung. Die Stehenden fragen, die Sitzenden werden befragt, wobei der Fragende bei einer falschen oder verzögerten Antwort dramatisch klatscht. © Michael Schwarzenberger
23 Das Tashilhunpo-Kloster wurde 1447 gegründet. Es ist der Sitz des Panchen Lamas, einer der bedeutendsten Autoritäten des tibetischen Buddhismus. Das Kloster besitzt den mit 26 Meter zweithöchsten, in einer Halle sitzenden Buddha der Welt. Es beherbergt zahlreiche weitere Meisterwerke buddhistischer Kunst, wie Statuen, Thangkas (Rollbilder) und Wandmalereien. © Michael Schwarzenberger
24 Hunderte, immer brennende Butterlampen (Dipas) erhellen die Tempel und Versammlungshallen in den Klöstern. Mönche kümmern sich um sie, indem sie die Dochte richten oder nachschieben bzw. ausgelassene Yakbutter, Öl verschiedener Gemüsesorten oder Butterschmalz zugeben. Oftmals handelt es sich dabei auch um Opfergaben der Pilger. © Michael Schwarzenberger
25 Die Klöster beherbergen viele solcher wunderschönen mythologischen, mitunter Jahrhunderte alten Wandbilder. © Michael Schwarzenberger
26 Wandbilder im Tashilhunpo-Kloster: Die Fabel von Rebhuhn, Hase, Affe und Elefant symbolisiert das harmonische Zusammenleben von Lebewesen, die dieses grundlegende Gebot im gemeinsamen Gedankenaustausch geklärt haben. Das rechte Bild vereinigt alle acht Glückssymbole des tibetischen Buddhismus: die weiße Muschel, die Siegesstandarte, den kostbaren Schirm, die goldenen Fische, das Rad der Lehre, den glorreichen endlosen Knoten, die Lotosblume und die Schatzvase. © Michael Schwarzenberger
27 Eine Mandalavariante des Rades der Wiedergeburten ist in fast allen tibetischen buddhistischen Eingangsbereichen zu sehen. Es dient als Spiegel, in dem der Mensch sich selbst erkennen kann. Es weist hin auf die Wiedergeburtsbereiche der Lebewesen als Götter, Halbgötter, Menschen, Tiere, Hungergeschöpfe und Höllenwesen. Das Rad wird von einem Dämon (Yama, Herr über den Tod) umklammert, wodurch die Zeit mit ihrem verschlingenden und ewigen Aspekt symbolisiert werden soll. Im Mittelpunkt stehen Hahn, Schlange und Schwein als die Triebkräfte des Rades (Gier und Wollust, Hass und Neid sowie Verblendung). © Michael Schwarzenberger
28 Wir laufen zusammen mit vielen tibetischen Pilgern eine einstündige Kora um das Tashilhunpo-Kloster. Es ist erstaunlich, wie viele alte Menschen sich dieser schweißtreibenden Strapaze über den bergigen Pfad unterziehen, dabei unermüdlich die Gebetsmühlen drehen bzw. ihre Gebetsketten Gebete murmelnd abgreifen. Diese Gebetsketten bestehen in der Regel aus 108 einzelnen Perlen (vorwiegend Nussfrüchte bzw. Sandel-, oder Bodhi-Baumholz) und einer zusätzlichen größeren Perle, der „Guru-Perle“. © Michael Schwarzenberger
29 Während der Kora um das Tashilhunpo-Kloster blicken wir auf Shigatse, die zweitgrößte tibetische und auf 3.800 Meter ü.M. höchstgelegene chinesische Stadt. Sie liegt am Tsangpo (Brahmaputra), der wie auch die anderen riesigen Ströme Asiens (Indus, Mekong, Jangtse und gelber Fluss) im tibetischen Hochland (im Gebiet des heiligen Berges Kailash) entspringt. Die Stadt wird dominiert vom Dzong, einer großen Festung, in der bis ins 17. Jhd. die Könige von Tsang regierten, Herrscher über große Teile Tibets. Die Festung diente als Vorbild für den Potala-Palast in Lhasa. © Michael Schwarzenberger
30 Mönche und Novizen des Tashilhunpo-Klosters beim Einkauf in Shigatse. © Michael Schwarzenberger
31 Bei einem Stop in Gyantse mit seiner über der Stadt thronenden Festung besuchen wir auch das Pälkhor-Kloster. Das Kloster ist berühmt für sein Kumbum, dem größten Chörten Tibets und einzigen, heute noch existierenden begehbaren Reliquienschrein. Mit jedem weiteren der sieben Stockwerke dieses wunderschönen Stupas soll man der Erleuchtung einen Schritt näher kommen. © Michael Schwarzenberger
32 Zu verstehen ist der Kumbum von Gyantse als ein dreidimensionales Mandala, das auf seinen verschiedenen Ebenen die Gottheiten des lamaistischen Pantheons enthält und zwar mit den Ebenen aufsteigend in ihrer Bedeutung. Entsprechend findet man in 85 Kapellen (höhlenartigen Nischen) über zehntausend Statuen und Wandbilder. © Michael Schwarzenberger
33 Unweit entfernt vom Everest North Base Camp (5.090 Meter ü.M.) entschädigt uns bei vernebelter Sicht auf den höchsten Berg der Welt die kleine Klosterhöhle Rongbuk, in welcher der legendäre Begründer des tibetischen Buddhismus Padmasambhava (auch: Guru Rinpoche / 8. und 9. Jhd.) jahrelang meditiert haben soll. © Michael Schwarzenberger
34 Beeindruckend: das Rongbuk-Kloster, das am höchsten gelegene Kloster der Welt (4.980 Meter), mit dem Everest im Hintergrund, der hier allerdings hinter Wolken verborgen ist. Es ist zudem die höchstgelegene, ständig bewohnte Stätte der Welt. Während der sogenannten Kulturrevolution wurde das Kloster völlig zerstört. Es ist derzeit in einem rudimentären Umfang wieder als Kloster aufgebaut, teilweise mit gerettetem Inventar und Schätzen ausgestattet, und wird mittlerweile wieder von einigen Mönchen und Nonnen bewohnt. © Michael Schwarzenberger
35 In der Bibliothek des Rongbuk-Klosters kümmert sich eine Nonne um die Butterlampen, während im Versammlungsraum Mönche meditieren, dabei Gebete murmeln, buddhistische Texte rezitieren oder die Tribu (kleine Glocke) bzw. Tingsha (kleine Handzimbel) rituell schlagen. © Michael Schwarzenberger
36 Bei unserer Fahrt von Shigatse in den Everest Nationalpark entdecken wir immer wieder solche Ruinenstätten, Zeugen der Vernichtung von über 6.000 tibetischen Klöstern nach der chinesischen Invasion sowie während der sogenannten Kulturrevolution. Heute sind sie gleichwohl Pilgerstätten der buddhistischen Tibeter. Lebendige Klöster, wie die von uns besuchten, sind dagegen nur geduldet von der chinesischen Politik. Sie sind überwacht und oft infiltriert mit regierungshörig gemachten Klosteräbten, mit Spitzeln und Informanten, um jegliche antichinesische Stimmung bzw. Aktivität im Keim zu ersticken. © Michael Schwarzenberger
37 Wir bummeln durch den mittelalterlichen Stadtteil von Gyantse. Selbst hier entdecken wir typische tibetische Architekturstile: kleine Fenster, meist schön bemalt. Man versucht bei den eisigen Temperaturen des Winters Kältebrücken im Haus so klein wie möglich halten. Aus eben solchen Gründen sind die Fenster schwarz umstrichen. Ohne einen schönen Vorhang und Schmuck geht es meistens nicht. Auch die Haustüren sind oft aufwendig bemalt und geschmückt. © Michael Schwarzenberger
38 Im Hochland Tibets ziehen noch immer Nomaden von einem ihrer Lager ins nächste, wenn die Umgebung durch ihre Schaf- und Ziegenherden bzw. von den Yaks abgegrast sind. Während die Hirten selbst i.d.R. im Zelt wohnen, umfrieden sie die Schlafplätze der Schafe und Ziegen mit Steinmauern. © Michael Schwarzenberger
39 Die bedeutendsten Haustiere der Tibeter sind die als Yaks bezeichneten Grunzochsen und darüberhinaus eine Mischung zwischen Yak und Rind; mit solchen Lasttieren waren wir während des Trekkings unterwegs (auf dem Foto ein richtiger Nomaden-Yak, erkennbar am langen schwarzen Bauch- und Schwanzhaar). Sie vermögen als Tragtiere bis zu zwei Zentner über große Distanzen, über Fünftausender-Pässe und in weglosem, steilem Gelände zu tragen. Sie sind wichtige Milch- und Wolllieferanten. Das gilt ebenso für Schafe und Ziegen. Als Buddhisten schlachten Tibeter i.d.R. ihre Haustiere nicht. © Michael Schwarzenberger
40 Die mitunter sehr breiten Flusstäler in der tibetischen Hochebene wie auch Gebirgstäler sind recht fruchtbar und deshalb Tibets Kornkammern. Hauptsächlich wird Gerste angebaut. Das aus gerösteter Gerste hergestellte Mehl (Tsampa) ist Hauptnahrungsmittel. China unterstützt die hiesige Landwirtschaft, weil sie tibetisches Getreide für andere chinesische Regionen dringend benötigt. Insofern kommt es in letzter Zeit wieder zu Unterstützungsmaßnahmen in Dörfern und zu kleinen Schritten bei der Technisierung. Gleichwohl beobachten wir hauptsächlich mühevolle Erntetätigkeiten in traditioneller Weise (Handarbeit mit Sichel, Dreschflegel, Trennung von Spreu und Korn durch Aufwerfen des Getreides, Sieben usw.). © Michael Schwarzenberger
41 Jedes Dorf besitzt mindestens ein buddhistisches Heiligtum. Es dient als Gebets- und Meditierstätte, aber auch als Ort dörflichen Miteinanders und der Begegnung. © Michael Schwarzenberger
42 Innenräume der tibetischen Häuser sind meist einfach und funktional gestaltet, mit Teppichen und Tangkhas geschmückt. Die Sitzbänke werden nachts zu den Betten der Bewohner. Immer öfter ziehen aber auch chinesische „Errungenschaften“ der Moderne (hier Fernsehapparat) in diese traditionellen Räume ein. © Michael Schwarzenberger
43 Auf dem Friendship Highway Lhasa – Kathmandu passieren wir den 5.050 Meter hoch gelegenen Pang-La-Pass. Im Morgengrauen bietet sich uns ein traumhaftes Himalaya-Panorama mit Makalu, Lothse, Everest und Cho Oyu (alles Achttausender). Hier wie auf allen Bergpässen und -gipfeln, an Brücken, an anderen exponierten oder gefährlichen Orten werden mit Mantras und dem Windpferd bedruckte Wimpel gespannt. Sie symbolisieren den Wunsch für das Glück aller Lebewesen. © Michael Schwarzenberger
44 Endlich beginnt unsere zehntägige Trekkingtour entlang des Himalaya-Nordkamms zum Fuß von Everest & Makalu. Es geht in Höhen zwischen vier- und fünftausend Meter steil bergauf und -ab. Das ist kräftezehrend in der dünnen Höhenluft, aber traumhaft schön. Wir sind eins mit der Natur. Die nächste feste Unterkunft ist Tage entfernt. Wir begegnen nur ab und an vorbeiziehenden Nomaden. Den eisbedeckten Bergriesen zum Greifen nah, entsteht ein Gefühl unendlicher Freiheit. © Michael Schwarzenberger
45 An einem Morgen zeigt sich der 8.485 Meter hohe Makalu über dem Shao-La-Pass (4.790 Meter) in seiner ganzen Schönheit. Die Passüberquerung wird abenteuerlich. Hier bewegen wir uns auch in heiligem Gelände auf Pilgerpfaden. Die Eisgiganten gelten für die Buddhisten als Wohnsitz der Götter. © Michael Schwarzenberger
46 Gebetsfahnen und Steinsetzungen, wie hier auf einem der von uns überquerten Pässe dienen dem Wunsch der Verbreitung des Glücks in alle Himmelsrichtungen sowie der Besänftigung der regionalen Gottheiten, damit sie ihr Unwesen nicht gegen die Menschen richten. Die fünf Farben entsprechen den Elementen Luft / Himmel (blau), Wolken / Reinheit (weiß), Feuer (rot), Wasser (grün) und Erde (gelb). Die Zahl Fünf steht für die vier Himmelsrichtungen und das Zentrum. © Michael Schwarzenberger
47 Wir klettern in der Morgensonne an der Gletscherflanke des 7.803 Meter hohen Chomo Lonzo entlang. © Michael Schwarzenberger
48 Von diesem Pass genießen wir einen emotionalen Fernblick mit Gänsehautfeeling auf das Panorama (von links) mit den drei Gipfeln des Chomo Lonzo (7.803 Meter bis 7.200 Meter), mit Petangtse (6.738 Meter), Lothse (8.516 Meter) und Everest (8.848 Meter). © Michael Schwarzenberger
49 Geschafft: Wir haben fernab jeglicher Zivilisation das östliche Kangshung-Face-Basislager am Mount Everest (5.090 Meter) erreicht und stehen staunend und ehrfürchtig vor der Ostflanke von Lothse und Everest. Der Everest oder Chomolungma gilt als heiliger Berg. Nach Ansicht der Tibeter ist er der Sitz der Göttin Miyo Lansangma. Sie beschützt seit alters her das Land. Die Einheimischen nennen den höchsten Berg Qomolangma („Göttinmutter des Landes“). © Michael Schwarzenberger

Ihr Kommentar zum Artikel „Atemlos auf dem Dach der Welt“


Sie sind angemeldet als

abmelden