Kreuzzüge - Übersicht Krieg der Kulturen

Die christliche Kirche förderte im Mittelalter stets militärische Unternehmungen gegen Andersgläubige, etwa gegen Ketzer wie die Katharer oder die Hussiten. Die Propaganda des Vatikans gegen die Besetzung der Heiligen Stätten in Palästina durch die Sarazenen, wie die Araber im Mittelalter genannt wurden, entwickelte geradezu ein mystisches Eigenleben quer durch alle Schichten. Das Papsttum erlebte einen gewaltigen Zuspruch durch die breiten Massen, so dass den Monarchen, vor allem den deutschen Kaisern, gar nichts anderes übrig blieb, als die Kreuzzüge nach allen Kräften zu fördern und sich zuweilen selbst an deren Spitze zu stellen. Gleichzeitig nutzten sie den religiösen Wahn für ihre eigenen Machtansprüche aus - kein Wunder, dass es ihnen die Fürsten nachmachten. Die Ausbreitung der türkischen Seldschuken war der politische Anlass für die Kreuzzüge. 1071 verlieren die Byzantiner mit Armenien einen großen Teil ihres Reiches. Ein Hilfsgesuch an Papst Gregor VII. verläuft zunächst im Sande. Erst nach der Eroberung Jerusalems, und der damit einhergehenden Erschwernis des Besuchs der Pilgerstätten durch die Christen, bringt Bewegung. 1095 ruft Kaiser Alexios I. von Konstantinopel erneut um Hilfe. Papst Urban II. hält auf dem Konzil zu Clermont seine folgenschwere Rede. Und er verspricht mit feurigen Worten den Sieg Gottes und den Sündenerlass.

1. Kreuzzug (1096-1099)

Zwei Gruppen machen sich auf den Weg. Zum einen der Kreuzzug der einfachen Leute (“Bauernkreuzzug”) unter Führung des Eremiten Peter von Amiens, der noch in lothringischen Gebieten Gemetzel unter der jüdischen Bevölkerung anrichtet. Zum anderen ein Ritterheer unter Führung Gottfrieds von Bouillon, des Herzogs von Niederlothringen. An seiner Seite kämpfen viele französische und normannische Fürsten, darunter Robert, Sohn Wilhelms des Eroberers.

Während die zügellos marschierenden Massen der Bauern bereits auf dem Balkan und in Kleinasien aufgerieben werden, leisten die Ritter in Konstantinopel dem Kaiser Alexios einen Lehnseid auf die zu erobernden Gebiete. Städte wie Nikaia und Ikonion fallen. Balduin von Flandern erobert Edessa, 1098 fällt Antiochia an die Christen.

1099 schließlich nehmen die Kreuzfahrer den Fatimiden Jerusalem ab, das diese selbst erst ein Jahr zuvor errangen. Die christlichen Heere richten ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Nach französischem Vorbild wird das Königreich Jerusalem als Lehnsstaat errichtet, Gottfried von Bouillon nimmt den Titel Beschützer des Heiligen Grabes an, nach seinem Tod (1100) steigt sein Bruder als Balduin I. auf den Thron. Weitere “Kreuzfahrerstaaten”: die Grafschaften Tripolis und Edessa sowie das Fürstentum Antiochia.

2. Kreuzzug (1147-1149)

Die Araber erobern 1144 Edessa. Vor allem Predigten wie die des Bernhard von Clairvaux führen zum Gegenschlag in einem zweiten Kreuzzug. Ludwig VII. von Frankreich und der Deutsche Konrad III. führen diesmal die Heere. Erneut gehen religiös motivierte Pogrome gegen die Juden in rheinischen Städten dem Zug voraus.

Über Ungarn und Konstantinopel ziehen die Ritter nach Kleinasien. Dort stoßen sie auf wenig Gegenliebe des byzantinischen Kaisers Manuel, der die Kreuzfahrer längst nicht mehr als Helfer, sondern als Konkurrenten, gar Feinde betrachtet. Entsprechend wenig Unterstützung gewährt er beim Vordringen auf seldschukisches Gebiet. Sowohl Franzosen als auch Deutsche erleiden große Verluste, die sie kaum ausgleichen können. Auf dem Seeweg gelangen sie schließlich nach Akkon.

1148 treffen Konrad und Ludwig in Jerusalem zusammen. Das ursprüngliche Ziel, Edessa, haben sie längst aus den Augen verloren – sie wollen das reiche Damaskus erobern. Doch der Seldschukenführer Nur ad-Din rückt mit starken Kräften von Aleppo heran, die Kreuzfahrer ziehen sich ohne Erfolge zurück. Der Staufer Konrad muss schleunigst in Deutschland gegen eine neue Macht antreten, die ihm den Anspruch auf die Krone streitig macht, und ihre Stellung im Reich durch eine ganz eigenwillige Auslegung des Kreuzzugsgedankens festigt: die Welfen.

3. Kreuzzug (1189-1192)

Die Erfolge Saladins bei Hattin und der Verlust Jerusalems 1187 sind Anlass für diesen Zug. Der schillernden Figur eines Saladin treten drei nicht weniger berühmte Persönlichkeiten gegenüber: der deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der französische König Philipp II. sowie der englische Monarch Richard Löwenherz. Erstmals sind auch die Seerepubliken Venedig und Genua mit starken Engagements, vor allem beim Transport, vertreten.

Nach anfänglichen Erfolgen bei Ikonion, endet der Kreuzzug für Barbarossa in den Fluten des Salephs (1190). Richard übernimmt die Führung. Zur See fahren er und Ludwig ins Heilige Land, wo König Guido von Lusignan bereits erfolglos Akkon belagert. 1191 fällt die Stadt, Richard lässt die Kreuzfahrer hemmungslos plündern. Nur Jerusalem können die Christen nicht wieder erobern.

Richard nimmt den Byzantinern Zypern ab, und übergibt es Guido als Lehen. Der englische König schließt 1192 mit Saladin einen Waffenstillstand für drei Jahre – auf beiden Seiten schwinden die Ressourcen. Im Heiligen Land herrscht Pattsituation. Saladin stirbt 1193 in Damaskus.

4. Kreuzzug (1202-1204)

Eigentlich von dem deutschen Kaiser Heinrich VI. als Vorstoß nach Kleinasien geplant. Doch der Kaiser stirbt und hinterlässt den minderjährigen Friedrich, der erst spät als Friedrich II. in die Geschichte eingeht. Der Papst nimmt wieder die Geschicke in die Hand. Einem Aufruf von Innozenz III. folgt vor allem der französische Adel, die Könige sind in eigenen Machtkämpfen verstrickt. Erstmals wird der Kreuzzugszehnte zur Finanzierung eingeführt. Führer sind der Markgraf Bonifaz von Montferrat, Baldwin III. von Flandern, die Grafen von Blois, der Champagne u.a.

Wiederum sollen die Venezianer den Transport übernehmen. Doch deren Preis können die Kreuzfahrer trotz aller Bemühungen nicht aufbringen. So lassen sie sich von der Seerepublik zu einem Schlag auf die christliche Stadt Zara in Dalmatien überreden. Dort bittet der byzantinische Prinz Alexios um Hilfe für seinen in Umsturzintrigen verwickelten Vater, Kaiser Isaak II. Die Venezianer und die Kreuzfahrer nutzen die Gelegenheit, einen unliebsamen Konkurrenten in der östlichen Mittelmeerregion loszuwerden.

Sie erobern und plündern Konstantinopel 1203. Ohne Billigung des Papstes errichten sie ein “Lateinisches Kaisertum”, das sich bis 1261 halten kann. Reste des griechischen Reiches überleben in Nikaia und Trapezunt am Schwarzen Meer. Auch wenn Michael Palaiologos von Nikaia mit genuesischer Unterstützung das Reich der Lateiner erobert, kann das Byzantinische Reich nie wieder seine Rolle als Bollwerk gegen den Islam übernehmen. Zu sehr haben die Fürsten der katholischen Heere das Kernland in Griechenland zersplittert.

5. Kreuzzug (1228-1229)

Ein französisch-deutscher Kinderkreuzzug scheitert zuvor um 1212 auf grausame Weise. Kinder zwischen acht und sechzehn Jahren wollen auf friedliche Weise das Heilige Land erreichen. Nur wenige kommen überhaupt zum Mittelmeer – die Überlebenden enden in Stürmen oder auf arabischen Sklavenmärkten.

Der ungarische König Andreas II. scheitert mit seinem Kreuzzug 1217/18 ebenso wie ein Vorstoß von Pilgern unter der Führung des Kardinals Pelagius nach Ägypten. Die können zwar die Stadt Damiette erobern, ansonsten bleibt der Zug folgenlos.

Bewegung kommt erst mit dem seit langem vom Stauferkaiser Friedrich II. versprochenen Kreuzzug in die Sache. Er unterliegt dem Kirchenbann des Papstes. Er zieht nach Akkon und weiter nach Jerusalem. In einem spektakulären Vertrag mit dem ägyptischen Sultan Malik al-Kamil sichert Friedrich der Christenheit die Städte Jerusalem, Bethlehem und Nazareth für zehn Jahre. In Jerusalem krönt sich Friedrich selbst zum König und zieht im Triumph nach Deutschland.

6. Kreuzzug (1248-1254)

Schon 1244 geht Jerusalem den Christen verloren, erobert durch die Choresmier im Auftrag des ägyptischen Sultans. Kein Kreuzfahrer wird die Stadt je wieder als Sieger betreten. Die Franzosen unter Ludwig IX., dem Heiligen, machen sich diesmal auf den Weg. Die Deutschen sind mit ihren eigenen Machtkämpfen sowie dem Streit mit dem Papst beschäftigt.

Über Zypern ziehen die Franzosen nach Damiette, das 1249 erobert wird. Der Marsch nach Kairo gerät jedoch zur Katastrophe. Bei Mansurah wird Ludwig mit seinem Heer vernichtend geschlagen, er selbst gefangen genommen. Gegen ein Lösegeld kommt er frei. Er beißt sich in den folgenden vier Jahren in Akkon fest, und lässt diese Stadt zur Hauptbastion der Kreuzfahrer sowie weitere Küstenstädte ausbauen.

7. Kreuzzug (1270)

Seit 1261 greifen die Mamluken, ehemalige Militärsklaven und Nachfolger der ajjubidischen Sultane, die Reste des Königreiches Jerusalem an. 1268 erobert Baibars Jaffa und Antiochia. In einer letzten Anstrengung unternimmt Ludwig IX. einen letzten Kreuzzug. Er richtet sich gegen das Sultanat in Tunis. Dort stirbt mit Ludwig ein großer Teil des Heeres an Seuchen. Die Christen in Palästina bleiben ohne Unterstützung.

Dem Ansturm der Mamluken haben sie nichts entgegenzusetzen. 1291 fällt mit Akkon die letzte Bastion. Es wird nie wieder einen Kreuzzug der Christen gegen den Orient geben.

Ironie der Geschichte: Der völlig bedeutungslos gewordene Titel eines “Königs von Jerusalem” bleibt bis 1918 fester Bestandteil der Titulatur der Kaiser von Österreich, die ihn wiederum von den Kaisern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation übernommen haben – auch dies ein Erbe des Staufers Friedrich II.

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5 Kommentare

  1. Ich bin Schüler eines Gymnasiums der elften Klasse. Thema unserer Hausarbeit waren die Kreuzzüge im Mittelalter. Mit diesen, von ihnen zur Verfügung gestellten, Materialien ist ein arbeiten nahezu unmöglich, da der Text kein besseres Verständnis mit sich bringt. Zudem befinden sich im Text zahlreiche Fragezeichen, aus denen ich schließe, dass sie sich bei vielen veröffenlichten Informationen nicht sicher sind. Meiner Meinung nach sollten Sie den Text noch einmal überarbeiten.
    MfG Stefanie

    24. April 2005, 17:04 Uhr • Melden?
    von Stefanie
    1
  2. Also der Artikel ist eine sachliche Darstellung der Abfolge der Kreuzzüge, was ist daran unverständlich? Fragezeichen sehe ich nirgends, was Du meinst, sind wohl hier auf der Seite die Schwierigkeiten mit gewissen Schriftarten, so dass bestimmte Satzzeichen nicht dargestellt werden. Der Artikel an sich ist gut. Es ist immer die Frage, was man sucht, sicherlich findest Du im Net auch noch Erklärungen zu den Kreuzzügen.
    Viele Grüße,
    Hildgard

    18. Mai 2005, 11:05 Uhr • Melden?
    von
    2
  3. Ich denke, dass nicht alle Angaben sehr genau sind. So verspricht der Papst keinen Sündenerlass (auch wenn das viele Kreuzzugsprediger predigten), sondern einen Erlass der zeitlichen Sündenstrafen bzw. Bußwerke.
    Zum ersten Kreuzzug möchte ich anmerken, dass es mehr als nur diese zwei beschriebenen Kreuzzugswellen (Peter d. Eremit, Gottfried von Bouillon gab), die anderen scheiterten einfach bereits vor ihrem Ziel, da sie in u.a. in Ungarn die Bevölkerung attackierten und mit Plünderungen begannen.
    Trotz alledem ist diese Seite recht hilfreich und interessant!

    24. März 2007, 09:03 Uhr • Melden?
    von Rainer
    3
  4. Die Seite über die Kreuzzüge ist perfekt aufgebaut und faszinierend ausgeführt. Dies ist eine der wenigen sieten die es mir ermöglicht wirklich ein gutes Geschichte Referat zu halten.

    19. März 2008, 16:03 Uhr • Melden?
    von Claudi (Studentin)
    4
  5. Stefanie ist nicht grade sehr schlau. Der Text ist hilfreich und gut. Außerdem finde ich Claudis Beitrag unüberlegt und falsch, da der Text nicht wirklich faszinierend aufgebaut ist, aber für ein Referat sehr ausreichend ist. Außerdem heißt es “ein gutes Geschichtsreferat”.

    11. März 2010, 12:03 Uhr • Melden?
    von Andreas
    5

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