Saltatio Mortis Alles, aber bloß kein Totentanz

Selten gehörte Klänge drangen aus dem Veranstaltungszentrum "Vier Linden" ins abendliche Hildesheim. Man spürte die Vibrationen der Bässe, der Trommeln und des Schlagzeuges. Die Klänge von Dudelsäcken, Schalmeien und Drehleier vervollständigten die Kompositionen und füllten es mit Leben. Dazu kamen die vielen bekannten Texte von Saltatio Mortis und das mitsingende Publikum. Ein denkwürdiger Abend am gestrigen Donnerstag.

Auf der Bühne fing die Stimmung an und die sieben Spielleute von Saltatio Mortis schafften es, ihr kleines, aber feines Publikum in ihren Bann zu bringen. Es ist bedauerlich, dass es nicht gelang, mehr Fans nach Hildesheim zu diesem außergewöhnlichen und über zwei Stunden dauernden Konzert zu locken. Doch ließ sich keiner davon abhalten und der Funke sprang gleich mit dem ersten Song über.
Saltatio Mortis verstand es sehr gut, ihre Bühnenpräsenz umzusetzen, wie auch immer wieder eine gelungene Einleitung zu ihren Musikstücken zu finden. So wurde nicht nur kurzerhand “Heuchler” dem neuen Präsidenten und “Mea Culpa” dem Papst gewidmet, die Band fand immer neue Varianten, um ihre Fans auf die kommenden Songs vorzubereiten. Jeder eingefleischte Fan wusste nach den ersten Worten, was er erwarten konnte. Ob “Schatten” oder “Der Dunkle Engel” – ein jeder Song fand sein entsprechendes Intro.

Mittelalter trifft Rock

Die rockigen Einflüsse in der Musik von Saltatio Mortis waren gut zu vernehmen. Im Gegensatz zu so manchem Auftritt auf Mittelaltermärkten fanden sich auch Synthesizer, E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug neben Dudelsäcken, Trommeln und Drehleier in trauter Eintracht wieder.
Diese Mischung nutzte die Band virtuos – Saltatio Mortis schuf eine Verbindung, die einen nur ins Staunen versetzen kann. Auch wenn die Technik für den kleinen Saal und die kleine Fangruppe fast überdimensioniert erschien, waren der Sound der einzelnen Instrumente und der Gesang in jeder Ecke gut zu verstehen.
Wie professionell die Sieben sind und wie nah sie sich ihren Fans fühlen, wurde immer wieder deutlich, wenn sie auf Zurufe und ungeplante Begebenheiten eingingen. Kurzerhand wurde ein Geburtstag zum Anlass genommen, “Happy Birthday” anzustimmen und während “Lummerland” mit dem Publikum in einer Reihe durch den Saal zu tanzen.
Dies alles zusammen machte für mich aus diesem Abend einen gelungenen und rockigen Abend. Für jeden Fan war etwas dabei. Man konnte träumen, tanzen oder abrocken. Der Abschied von der Marktsaison wurde versüßt und die Freude auf das nächste Konzert wurde größer.

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1 Kommentare

  1. Saltatio Mortis – oder: Der Totentanz einer Band

    Da gabs mal ein paar junge Männer,
    die waren echte Szenekenner.
    Sie sah’n so manchen Spielmann spielen
    und dachten sich “ach, was die vielen
    da oben können, könn’ wir auch!”
    Dudelsack plus Schall und Rauch.
    Und weil Tanz der schönste Sport ist,
    da nennt man sich Saltatio Mord-is.
    Wobei der Fann sehr schnell vergißt,
    daß Nomen oft auch Omen ist.
    Düdel, Tröt, Fiep.

    So zogen sie dann durch die Lande
    und machten das, was jeder kannte.
    Mittelalter nach der alten Art,
    sogar ZWEI Trommler, richtig hart!
    Doch was jeder tut, verkauft sich schlecht,
    und das war ihnen auch nicht recht.
    Da sprach der Hase Mümmelstein:
    “Ein bißchen Power muß noch rein!”
    So zündet man die Fackel an
    und hängt nen Synthesizer dran.
    Quietsch, Buffta, Dröhn.

    Jetzt brachten sich die Jungs auf Trab
    und auf der Bühne gings jetzt ab.
    Gitarre, Technik, Video,
    Rauch und Pyro sowieso.
    Ein schickes Outfit muß noch her.
    Ein dunkler Engel? Bitte sehr.
    Wetzt die Kritik auch manche Messer,
    wir machen es doch gleich viel besser.
    Bloß – wo bleibt da das Mittelalter?
    Was macht Ihr eigentlich, Ihr Spalter?
    Wunder, Staun, Frust.

    Was einst so klar, verlief im Sande,
    und auf der Bühne tobt die Bande
    und spielen tapfer Einheitsbrei.
    Für jeden ist jetzt was dabei.
    Der Tod sich von der Bühne trollt,
    sowas hat er nie gewollt.
    Zieht man die Dudelsäcke ab,
    wirds mit dem Image auch schon knapp.
    Authentisch ist an denen eins:
    Raubritter sinds, Fangold ist meins!
    Stapel, Zähl, Freu.

    © Paulus, 2005

    30. März 2005, 19:03 Uhr • Melden?
    von Paulus der Drui
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