Leserbeitrag Wieder Kaiserfrühling in Quedlinburg

Quedlinburg ist immer eine Reise wert. Und seit diesem Jahr gibt es dort eine weitere Veranstaltung, die in keinem Terminkalender fehlen darf - der "Quedlinburger Kaiserfrühling". Gut, Pfingsten ist schon eine Weile her, doch manchmal haben die Darsteller einfach zu viel um die Ohren. Schön, dass Manfred Schiller - alias Ferrus, neben Wolfram einer der Schmiede vom Ritterbund Hartmann von Aue - nun die Zeit fand, seine Eindrücke niederzuschreiben. Gehen wir also noch einmal zurück in das pfingstliche Quedlinburg, schließlich wird der Kaiserfrühling auch im nächsten Jahr wieder stattfinden. Lassen wir nun Ferrus zu Wort kommen:

„Für die Angehörigen des Ritterbunds Hartmann von Aue und des Celler Heerlagers war der Trip nach Quedlinburg die erste Veranstaltung in den neuen Bundesländern. Dazu in Quedlinburg – eine Stadt mit einer Altstadt, die dem Besucher schon das Gefühl vom Mittelalter vermittelt. All das sollte dem gewohnten organisatorischen Chaos, das es von den meisten Veranstaltern zu beherrschen gilt, keinen Abbruch tun. So war es denn auch hier – der neue Vorstand des ausrichtenden Freundeskreises Quedlinburg e. V. unter der Führung von Uwe Marek hat nach den Wirren der letzten Jahre – wie uns berichtet wurde – endlich eine Gruppe bilden können, die mit viel Einsatz und Durchhaltevermögen diese Veranstaltung realisierte.
Die finanzielle Risikobereitschaft (nur ein Teil der Kosten konnte durch die Sponsorengelder gedeckt werden) sollte belohnt werden, da der Besucherandrang so unerwartet hoch war, dass bereits nach dem zweiten Veranstaltungstag alle Ängste überwunden waren und der Vorstand etwas entspannter die weitere Organisation durchführen konnte.

Was hat es mit dem „Kaiserfrühling” auf sich?

In einem recht hohen Anspruch an Darstellung und Ausstattung hat der Freundeskreis eine Schauspielgruppe aus den eigenen Reihen bilden können. Diese spielte die sagenumwobene Antragung der Reichsinsignien an den Sachsenherzog Heinrich, den späteren ersten deutschen König, die 919 in Quedlinburg stattgefunden haben soll, in Form eines Freilichttheaters nach.
Zudem wird als weiteres Schauspiel die „Investitur der Quedlinburger Äbtissin Mathilde im Jahr 966” dargestellt. Die damals erst elfjährige Tochter von Otto I. wurde erste Äbtissin des 936 in Quedlinburg gegründeten Damenstiftes. Dies hatte weitreichende Folgen für Quedlinburg: 994 wird das Markt-, Münz- und Zollrecht gewährt und im Jahr 998 wird Mathilde zur Verweserin des Reiches bestimmt, was Quedlinburg zu einem Zentrum des sich bilden Reiches werden läßt. Lagergruppen und Märkte rundeten das Programm ab.

Das Publikum „stirbt” mit

Petrus hatte ein Einsehen und ließ das Pfingswochenende sowie Gäste und Akteure trocken dieses aufregende Ereignis genießen. Neben vielen gut gelaunten Akteuren wie Ritter, Hofstaat, Kaufleute, Handwerker und Gaukler wurden einige –auf anderen Märkten in dieser Form noch nicht gesehene – Darbietungen in zauberhafter Kulisse auf dem in „oberen” und „unteren” geteilten Burghof gezeigt. Hier ist zum Beispiel der Herold zu erwähnen, der frei mehrmals am Tage, zusätzlich zu dein eigentlichen Programmpunkten, viele Dinge zu erzählen wußte, mit denen er seine Zuhörer im Bann hielt. So fand er etwa Antworten auf uns so alltäglich erscheinende Fragen wie „Warum machst du morgens dein Bett?” oder „Warum gibt man sich die Hand?” Wie für vieles andere lässt sich auch dafür eie Erklärung im Mittelalter finden.
Ebenso waren „Hinrichtungen” von Akteuren und Besuchern an der Tagesordnung. Dafür wurde ein spezieller „Galgen” gebaut, der bei den Zuschauern eine Mischung aus Schaudern und Schadenfreude hervorruf. Überhaupt fiel auf, dass das Publikum sehr stark in den meisten Darbietungen einbezogen wurde. Sicherlich ist das auch ein Erfolgsgrund für Quedlinburgs „Kaiserfühling”. Wir freuen uns auf das nächste Jahr!”

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