Schule Drachenkinder machen Schüler glücklich

Die beiden vierten Klassen a und b der Freien Evangelischen Schule Hannover (FESH) hatten vergangenen Dienstag an ihrem monatlich stattfindenden Projektnachmittag einen ganz besonderen Besuch aus dem Mittelalter. Die Hannoveraner Gruppe Drachenkinder Hannover e.V. bereitete den Kindern mit ihren Figuren, Darstellungen und Utensilien allerlei Freude.

Exakt um elf Uhr betritt eine ganz bizarre Figur die Klassenräume der Klassen 4a und 4b, die so gar nicht ins gewohnte Bild passen will. Jörg Kowalski ist bekleidet mit einem schwarzen Kettenhemd und diversen Messern an seinem breiten Gürtel. Doch “der schwarze Schorsch” ist genau richtig: Heute ist Projektnachmittag, auf den sich die Kinder schon so lange gefreut haben.
In der Aula heißen die Drachenkinder um André du Bois alias Ritter Andreas von Waldeck die Schüler willkommen. “Wir wollen den Kindern das Lebensgefühl des Mittelalters vermitteln”, so du Bois, “Wir sind keine reinen Authentiker, arbeiten aber daran, wollen uns verbessern.” Für ihn ist wichtig, dass “die Kinder ein Gefühl bekommen und sich an gewisse Darstellungen im Geschichtsunterricht erinnern”.
Wie auf einem Gemälde präsentieren sich die Drachenkinder auf der Bühne. Ein jeder stellt sich vor: Die Wikinger Bjarne Haraldsson, Olaf Angarsson und Inga Niemandsdottier, Andreas von Waldecks Knecht Karl aus dem deutschen Orden und Paddraigh der Fletcher, Astrid von Hohenblick, Svenja die Magd und Fiona von Schreck aus dem Hochmittelalter. Sie alle erzählen von ihren Figuren, beantworten Fragen der neugierigen Schüler.
Für Aufregung sorgt wieder einmal der Schwarze Schorsch, der sich nach seinen Feuerschluckeinlagen mit dem Ritter Andreas von Waldeck anlegt und sein Schwert sprechen lässt. Zerborstene Klingen gab es nicht, wohl aber aufgeregte, glückliche Kinderherzen. Dem anfänglichen “Schrecken” wurde mit Gesang und Musik entgegengewirkt.
“Die Kinder sind genauso begeistert wie ich.” versucht die Lehrerin Charlotte Böse die Situation in Worte zu fassen. Die FESH veranstaltet einmal im Monat einen Projektnachmittag, wo Themen aus dem Unterricht aufgegriffen werden. “Bei diesen Nachmittagen geht es uns um die soziale Bindung der Schüler zueinander. Das Mittelalter werden wir im Geschichtsunterricht genau behandeln, deswegen ist die heutige Darstellung so wichtig”, so Böse weiter.
Nach dem Singen bitten die Darsteller alle Kids zum Essen an der Feuerstelle vor dem Wikingerzelt. Serviert wird selbst hergestellter und überaus leckerer Haferbrei, Jägerbrot und auch Äpfel, Trauben, Kräutertee und Wasser. Zum Essen gibt es eine Einführung in die Bräuche – und so verwundert es die Kinder schon, als sie erfuhren, dass es heute hier wie damals auch keine Kartoffeln gab.
“Die Idee, in Schulen aufzutreten, kam uns durch ein Mitglied des Vereins, das eine Lehrerin hier kennt”, erklärt uns du Bois. “Die Resonanz der Kinder bei unserem ersten Auftritt im vergangenen Jahr war so groß, dass wir nun zwei Mal im Jahr wiederkommen.” Die ersten Klassen seien sehr anstrengend, “die vierten Klassen aber machen immer gut mit.”
Nach dem Essen schnappen die Schüler draußen frische Lust und bekommen einen Unterricht an Pfeil und Bogen. Zurück in der Aula begeben sich die Kinder zu den Darstellern, die in kleinen Gruppen Einzelvorführungen geben. Gezeigt werden Mode, Frisuren und Sozialverhalten von Damen und Zofen. Im Schwertkampf werden den Kindern auch Ausrüstung und Waffen gezeigt. Einen Platz weiter erhalten die neugierigen Blicke Informationen über die Schuhherstellung und lernen, wie man mit Feder und Tinte schreibt.
Am Ende der Veranstaltung stimmen alle noch einmal gemeinsam das Vaterunser an, bevor die Kinder nach Hause gehen und ihren Eltern aufgeregt vom Nachmittag an der FESH erzählen. Vielleicht treffen wir die Kinder mit den Eltern demnächst noch einmal im Museum oder auf dem Markt wieder.

Bilder zum Event in der Galeria.

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1 Kommentare

  1. schlecht

    03. Dezember 2006, 11:12 Uhr • Melden?
    von Milena Ross
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