Ausstellung Malerei für die Ewigkeit. Die Gräber von Paestum

Grab der Schecken. Männergrab, um 340 v. Chr. © Bucerius Kunst Forum / Christoph Irrgang

Über 2300 Jahre alte Exponate kommen nach Hamburg

Mit der Ausstellung “Malerei für die Ewigkeit. Die Gräber von Paestum” kommt eine Sensation nach Hamburg. Einzigartige Grabmalereien einer längst untergegangenen Kultur werden hier erstmals wieder in ihrer ursprünglichen Form zu sehen sein.
Paestum, heute eine als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannte Ruinenstätte im Süden Italiens, ist berühmt wegen seiner großen dorischen Tempel, die schon Goethe in seiner Italienischen Reise eindrucksvoll beschrieben hat. Weniger bekannt ist, dass Paestum einen der größten Schätze antiker Freskomalerei bewahrt: In den 1960er Jahren wurden bei Ausgrabungen rund 200 reich bemalte Gräber aus der Zeit der Lukaner (4. Jhd. v. Chr.) entdeckt. Im Bucerius Kunst Forum sind diese seltenen Beispiele antiker Grabkunst nun erstmals außerhalb Italiens zu sehen. Rund 45 der bemalten Grabplatten stellt das Archäologische Nationalmuseum Paestum für die Ausstellung in Hamburg zur Verfügung, darunter sieben vollständig erhaltene Gräber.

Raritäten antiker Freskomalerei

Die Malerei der Antike gehört zu den geheimnisvollsten Themen der Kunstgeschichte, denn nur wenige Beispiele haben die Jahrhunderte überdauert und sind heute noch erhalten. Nicht ohne Grund wird daher Paestum mit seinem Schatz antiker Freskomalerei als Ort der umfassendsten „Pinakothek“ antiker Malerei betrachtet.
Die bemalten Grabplatten zeigen Totenriten und Szenen des aristokratischen Lebens. Während Frauengräber die Aufbahrung darstellen, feierte man in Männergräbern die Verstorbenen als siegreiche Kämpfer: Totenfestspiele mit Wagenrennen, Lanzenstechen und Faustkämpfen, bei denen reichlich Blut floss. Die Wertschätzung der Angehörigen drückt sich auch in den kostbaren Grabbeigaben aus, die sie dem Verstorbenen mit auf die letzte Reise gaben.
Die Grabmalereien von Paestum waren nicht für die Nachwelt bestimmt, sondern sollten den Verstorbenen in die Ewigkeit begleiten, die Gräber wurden unmittelbar nach der Beisetzung verschlossen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Grabfresken mehr als 2400 Jahre bis heute erhalten geblieben sind.

Das Bucerius Kunst Forum wandelt sich zur Totenstadt

Anders als im Archäologischen Nationalmuseum von Paestum, wo die Grabplatten wie Gemälde an Wänden zu betrachten sind, werden in Hamburg sieben vollständig erhaltene Gräber zum ersten Mal seit ihrer Entstehung wieder zu ihrer ursprünglichen Form zusammengesetzt. Der Besucher hat die einzigartige Möglichkeit, in das Grab hineinzuschauen und bekommt so ein Gefühl für Materialität und Dimension. Eigens angefertigte Metallstative halten die einzelnen Platten zusammen, ohne sie zu beschädigen.

Enormer Aufwand für hochempfindliche Exponate

Damit die empfindlichen Gräber auf ihrer 2000 Kilometer langen Reise über die Alpen keinen Schaden nehmen, werde sie mit speziellen luftgefederten und klimatisierten LKWs aus Italien nach Hamburg transportiert. Das Ausladen der aus empfindlichem Kalkstein bestehenden Grabplatten erfolgt ohne elektrisches Gerät. Damit die sensiblen Platten nicht zerstört werden, greift man zurück auf die ursprüngliche mechanische Methode, mit der die Gräber zur Zeit der Lukaner zusammengefügt wurden. Hebelkraft, Seilwinden und Rollen gewährleisten, dass die kostbaren Grabplatten keinen Schaden nehmen. Zum Aufbau im Bucerius Kunst Forum reisen extra drei Experten aus Italien an, die mit der Handhabung der sensiblen Platten vertraut sind.

Tonnenschwere Kunstschätze

Die zusammengesetzten Gräber sind bis zu sechs Tonnen schwer. Insgesamt werden Grabplatten mit einem Gesamtgewicht von 26 810 kg von Italien nach Hamburg transportiert und im Bucerius Kunst Forum ausgestellt. Dabei kommt den Ausstellungsmachern eine statische Besonderheit zu Gute: Der Ausstellungsraum befindet sich in der ehemaligen Kassenhalle des Reichsbankgebäudes, dessen Boden früher schweren Geldschränken standhalten musste und daher über die notwendigen baulichen Voraussetzungen für eine so „gewichtige“ Ausstellung verfügt.

Paestum in der Bildenden Kunst

Die Rezeption der Tempel in den bildenden Künsten widmet sich der zweite Teil der Ausstellung mit etwa 55 Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen des 18. und 19. Jahrhundert, darunter wertvolle Zeichnungen, die Piranesi kurz vor seinem Tod in Paestum angefertigt hat. Originalgetreue Modelle der Tempel vervollständigen das Bild des antiken Paestum.

Idee und Konzeption

Das Ausstellungskonzept erarbeitet der Gastkurator Prof. Dr. Bernard Andreae, ehemaliger Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, der bereits 2006 die Ausstellung Kleopatra und die Caesaren und 2004 die erfolgreiche Etrusker-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum entwickelt hat. Dr. des. Nina Simone Schepkowski, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bucerius Kunst Forum, konzipiert den zweiten Ausstellungsteil zur Rezeptionsgeschichte der antiken Tempel von Paestum in den bildenden Künsten des 18. und 19. Jahrhunderts.

Daten und Fakten

Die Ausstellung Malerei für die Ewigkeit. Die Gräber von Paestum ist vom 13. Oktober 2007 bis zum 20. Januar 2008 täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet (außer am 24. Dezember 2007), donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt € 5,– , ermäßigt € 3,–, montags Einheitspreis € 2,50; Gruppen ab 12 Personen € 3,– p. P.; Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Mitglieder des Bucerius Kunst Clubs: Eintritt frei. Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag, München (ca. 216 Seiten mit 150 farbigen Abbildungen, ca. € 24,90).

Weitere Informationen unter www.buceriuskunstforum.de