Die Schatzkammern der Herzog August Bibliothek öffnen sich erneut 1000 Jahre Schrift und Bild. Schätze der Herzog August Bibliothek

Szenen aus der Heldendichtung des Willehalm nach Wolfram von Türlin aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. © HAB

Kleinodien, Zimelien oder einfach nur Schätze – wie auch immer man Kostbarkeiten bezeichnet, eines ist allen drei Bezeichnungen gemeinsam: Es verspricht etwas ganz Besonderes.

Und so verhält es sich auch mit der neuen Ausstellung in der Herzog August Bibliothek. Petra Feuerstein-Herz, Leiterin der Abteilung Alte Drucke an der Bibliothek und Christian Heitzmann, Leiter der Abteilung Handschriften und Sonderdrucke, die die Ausstellung gemeinsam kuratieren, haben aus den Beständen des Hauses herausragende und schöne, von Farbpracht und Goldschmuck hervorstechende Stücke ausgewählt. Die meisten davon gehen auf die Sammlung des Namensgebers der Bibliothek, Herzog August dem Jüngeren, zurück.

Die Auswahl aus mittelalterlichen Handschriften und frühen Drucken eröffnet dem Besucher ein Panorama auf ein Jahrtausend Buchkultur. Der Bogen spannt sich von einmaligen Werken aus der Zeit Karls des Großen, der vor genau 1200 Jahren starb, und spätmittelalterlichen Prachthandschriften über Kostbarkeiten der Reformationszeit bis ins Jahrhundert der Aufklärung. Die Rolle des geschriebenen und gedruckten Buches für die Vermittlung von Wissen wird daran ebenso anschaulich, wie die künstlerische und handwerkliche Vollkommenheit, mit der Schreiber, Buchmaler, Drucker und Kupferstecher zu Werke gingen.

Prachtvoll, bunt und golden: Der Anfang des Matthäusevangeliums im Evangeliar von Tours (834-843) © HAB

Ein Beispiel für die kunstvolle Kombination von Schrift und Bild liefern geschriebene sowie gedruckte Bibeln, die die Ausstellung unter anderem präsentiert. Objekte wie das Evangeliar aus Tours oder der Wolfenbütteler Psalter aus karolingischer Zeit zeigen, wie die Anfänge einzelner Abschnitte in Bibeln durch prachtvoll gestaltete und mit Gold verzierte Anfangsbuchstaben den eigentlichen Bibeltext einleiteten. Mit der Entwicklung der Antiqua als der Schrift, wie wir sie im Grunde heute noch verwenden, schuf die Buchkultur unter den Karolingern die Grundlage für die Weitergabe des Wissens der Antike und der Kirchenväter. Norm gebende Texte wie die Bibel wurden korrigiert und im ganzen Reich verbreitet.

Bahnbrechende Bibeldrucke: Hier die Offenbarung des Johannes aus dem Septembertestament von 1522, illustriert von Lucas Cranach dem Älteren. © HAB

Das ausgestellte Septembertestament, das als die erste Übersetzung des griechischen Ursprungstextes durch Martin Luther 1522 erschien, spiegelt die Verknüpfung von Text und veranschaulichender Illustrationen in Zeiten des Buchdrucks wider. 21 ganzseitige Holzschnitte von Lucas Cranach dem Älteren, die von Hand farbig ausgestaltet wurden, sorgten dafür, dass die Auflage mit 3000 Exemplaren schnell vergriffen war.

In der Ausstellung sind neben biblischen Werken auch zahlreiche Stücke ganz unterschiedlicher Fachrichtungen wie die Fabelsammlung Boners Edelstein (aus dem Jahr 1461, Abteilung Ethica, verkürzte Ausstellungsdauer), Wolfram von Türlins Heldendichtung vom Willehalm (1. Hälfte 14. Jahrhundert), Adam Ries` berühmtes Rechenbuch Rechnung auff der Linihen und Federn (1531, Arithmetica) oder das Handbuch zum Pferde- und Stallwesen vom Stallmeister der Wolfenbütteler Herzöge, Löhneysen, (1609, Bellica) zu sehen.

Schrift und Bild kunstvoll kombiniert in einem Werk Boccaccios aus dem 15. Jahrhundert. © HAB

Ein Teil der Ausstellung gedenkt des Jubiläums Herzog Anton Ulrichs. So wird anlässlich des 300. Todestages Anton Ulrichs, Sohn Augusts dem Jüngeren, unter anderem die Historia Aethiopica (1680) gezeigt, ein Buch über die Geschichte Äthiopiens, in dem sich eine handschriftliche Widmung des Verfassers Hiob Ludolf an Anton Ulrich befindet.

Die Ausstellung ist vom 2. März bis 24. August 2014 in der Augusteerhalle, der Schatzkammer und im Kabinett der Bibliotheca Augusta zu sehen.

Zu der Präsentation empfiehlt sich der Ausstellungskatalog: Tradition als Herausforderung. Zimelien aus den Sammlungen der Herzog August Bibliothek. Von Helmar Härtel. Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek Nr. 87. 2007. 94 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen (broschierte Ausgabe, 15,- €).

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Eintritt: 5,/2,/1,- Euro