Ausstellung Barock. Nur schöner Schein?

Lange Zeit wurde die Barockepoche nur mit klischeehaften Vorstellungen wie üppigen Frauen, wundertätigen Heiligen, gepuderten Perücken und dekadenten Festen oder prächtigen Kirchenausstattungen in Verbindung gebracht.

Doch bei genauerer Betrachtung entdeckt man Überraschendes: fortschrittliche Erkenntnisse in der Medizin, ein klassisch-antikes Schönheitsideal, Ratgeber mit juristischen und ökonomischen Tipps für den Hausgebrauch, die Parallelität von religiösem Wunderglauben und wissenschaftlicher Rationalität und eine alle Lebensbereiche durchdringende Ordnungsstruktur.

Erstmalig präsentiert die Ausstellung diese Widersprüche des Barockzeitalters und betrachtet sie am Beispiel der vielfältigen Lebensformen der Menschen jener Zeit: der einfachen Leute, des zunehmend selbstbewussteren Bürgertums und der absolutistisch herrschenden Fürsten und Könige. Die Menschen befanden sich in einer Aufbruchsstimmung, die sich schließlich den Weg ins aufgeklärte Zeitalter bahnte.

Die Reiss-Engelhorn-Museen stellen das Barockzeitalter als eine Epoche der Frühen Neuzeit vor, deren Selbstverständnis nicht allein durch die europäischen Zentren Paris, Wien und Rom geprägt ist, sondern bis in kleinere Residenzstädte sowie die bürgerliche Welt spürbar ist als ein Wechselspiel von Internationalität und Regionalität. Die Ausstellung zeigt die widersprüchliche Epoche als ein Phänomen, das weitaus mehr ist als nur Glanz und schöner Schein.