Ausstellung Am Puls der Stadt - 2000 Jahre Karlsplatz Wien

Kraftort Karlsplatz

Der Karlsplatz ist seit Jahrhunderten eine der wichtigsten Drehscheiben Wiens, ein Platz der Widersprüche, ein Stadtraum mit hoher Intensität. Aber auch ein unterschätzter Ort, der viele Geheimnisse birgt. Immer schon war das Areal vor den Stadtmauern ein Hoffnungsgebiet für neue urbane Nutzungen. Hier befinden sich einige der wichtigsten Kulturinstitutionen, darunter Musikverein, Künstlerhaus und Secession. Nirgendwo kreuzen sich so viele Wege, nirgendwo steigen täglich so viele Menschen um. Der Karlsplatz ist auch ein Tor zur “Unterwelt” der Stadt.

Zeitreise Karlsplatz

Kunstwerke ersten Ranges sind in der Ausstellung ebenso zu sehen wie kulturhistorische Raritäten. Eine Ausstellung als Fortsetzungsgeschichte, über zwei Jahrtausende hinweg: In zwölf Zeitschnitten werden permanente Veränderung und Funktionswandel deutlich. Innovative 3D-Computer-Animationen und Modelle begleiten die Zeitreise.

Die Bezeichnung “Karlsplatz” ist relativ jung: Sie ergab sich vor 110 Jahren mit der Einwölbung des Wienflusses und der Idee, die Fläche städtebaulich in den Griff zu kriegen. Vorher war das Gebiet eine Naturlandschaft, die Schritt um Schritt zur Kulturlandschaft transformiert wurde.

Hier klapperten Mühlen und wurden Tote begraben, hier standen die Kanonen der Türken, hier wurde mit der Karlskirche die Macht der Habsburger demonstriert. Und hier befand sich die schönste Brücke Wiens.

Experimentierfeld Karlsplatz

Seit über 100 Jahren ist der Karlsplatz ein Experimentierfeld der Moderne. Hier konzentrierten sich seit der Gründerzeit städtebaulichen Leitbilder und Visionen – aber auch Konflikte.

Vieles blieb provisorisch und umstritten, immer war der Karlsplatz “unfertig”, eine Restfläche für Utopien. So blieb er ein offener Ort mit Potenzial für die Zukunft.

Eine Zeitreise im Film – 2000 Jahre Karlsplatz

Im Zuge der Ausstellung „Am Puls der Stadt – 2000 Jahre Karlsplatz“ beauftragte das Wien Museum das Animationsteam um Michael Klein von 7reasons mit der Erstellung eines Animationsfilmes einer morphologischen Rekonstruktion in 9 Zeitstellungen. Die Vorgabe war eine realistische Darstellung des jeweiligen Zeitabschnittes innerhalb eines definierten Modellausschnittes zu erstellen, dessen Inhalt durch zahlreiche historische Bild und Planvorlagen, zusammen mit Archäologen und Historiker/Innen des Wien Museums erarbeitet wurde.

Die Umsetzung erfolgte durch die Erstellung eines antiken und historischen Geländemodells, welches durch Sabine Grupe, Christine Jawecki (MA 29 Wiener Brückenbau und Grundbau) und Michaela Kronberger (Wien Museum) definiert und von Lionel Dorffner (MA 41 Stadtvermessung) in ein 3 dimensionales, virtuelles Geländemodell umgearbeitet wurde. Diese Basisdaten wurden durch uns mittels Erosionsmodellierung und anschließender Texturierung verfeinert.

Um die Geländermodelle allen Zeitstellungen anzupassen, und die entsprechende Bebauung setzten zu können, referenzierten wir die historischen Pläne und Darstellungen mit dem modernen Mehrzweckplan der MA 41 wobei die Schwierigkeiten in der Interpretation der „ungenauen“ bildlichen und textlichen Quellen lagen, welche in zahlreichen Sitzungen und Recherchen, zusammen mit dem Team des Wien Museums, gelöst werden konnten.

Die baulichen Rekonstruktionen und Darstellungen wurden zuerst in hoher Auflösung modelliert und dienten als Vorlage für die niedrig aufgelösten Modelle, welche in den Szenen Verwendung fanden. Der Modellierungsaufwand war sehr hoch, da wie erwähnt alle Fassadenteile zuerst detailliert erstellt wurden und viele Objekte nur aus historischen Bildquellen abgeleitet werden konnten. Prominente Objekte wie z.B. die Karlskirche benötigten bis zu 250.000 Einzelteile, welche auf ca. 70.000 Teile reduziert wurden.

Das Mittelalter stellte hier eine besondere Herausforderung dar, da hier die Bildquellen falsche oder mangelhafte Vorlagen bereitstellten. Um die für diesen Zeitabschnitt notwendige Bautypisierung zu erreichen referenzierten wir zeitgleiche Architekturbestände im Wiener und Niederösterreichischen Kulturbereich und passten diese denBildvorgaben an. Es wurde hierauf versucht, durch Übereinstimmung der Kameraperspektive zum mittelalterlichen Motivausschnitt (z.B. Schottenaltar) als auch mittels textlicher Quellen, Gebäude und Siedlungsbereiche auf den heutigen Wienplan zu übertragen um so Platzierung und Ausdehnung bestmöglich und erstmalig darstellen zu können.

Darstellungen von Bewuchs als auch Belebung durch Figuren stellen aufgrund der großen Menge, welche solch eine Szene benötigt, immer eine große Herausforderung dar. Aber auch die Boden- bzw. Geländetexturen (farbliche Darstellungen auf diesen Geometrien) sind bei großen Modellausschnitten meist ein Problem. Um für Nahaufnahmen entsprechende Bodentexturen zu erhalten, schnitten wir das 3D Geländemodell in gleichmäßige Kacheln und teilten die darauf aufgebrachte Textur entsprechend auf. Somit war es möglich in gewissen Bereichen mehr Detail als in anderen zu erhalten.

Nach nunmehr über einen Jahr Arbeit stehen für den interessierten Besucher 9 Kurzanimationen zur Ansicht, welche aus unserer Sicht, attraktive und interessante Einblicke in die damalige Zeit darstellen. Einige Zeitstellungen werden mit Sicherheit ein ungewohntes Bild des Karlsplatzes zeigen, welches jedoch wissenschaftlich fundiert, und laut unseren Informationen weltweit in dieser Form noch nie präsentiert wurde. Zu sehen ab 29. Mai 2008 im Wien Museum Karlsplatz. Auf die Reaktionen sind wir schon gespannt…

Mehr Infos zum Film unter 7reasons.at

Mehr Infos zur Ausstellung unter Wienmuseum